Leseprobe Der Saisonkoch-Zweiter Monat

Die Straßenseite in Richtung Ischgl ist leer. Der Gegenverkehr steht. Jetzt kann ich relativ zügig nach Galtür fahren.

Vor dem Restaurant trinke ich meinen Kaffee aus. Die Chefin sieht mich und bittet mich, herein zu kommen. In der Küche ist noch kein Koch. Die Chefin fragt mich, ob ich schwarz oder angemeldet arbeiten möchte. Ich entschließe mich für die zweite Variante. Beim Ausfüllen der Unterlagen fällt ihr auf, ich bin ja schon im Kaunertal angemeldet. Sie fragt mich, ob es mir bei Rolf gefällt. ‘Die kennen sich alle’, denk ich mir.

“Rolf hat im Moment zu wenig zu tun.”

“Rolf ist etwas unzuverlässig. Er lässt Sie für sich als Reserve.”

“Wenn es für mich keine Nachteile bringt, ist eine reelle Beschäftigung das beste.”

Ich hab zwar keinerlei Ahnung, wie sich das für mich auswirkt, muss aber trotzdem daran denken, hier als Ausländer zu dienen.

Meine Chefin stellt sich als Ruth vor und ihren Mann als Martin. Die Tochter ist eine hübsche Kollegin namens Karin. Ihr Mann fährt noch die Pistenspur. Er heißt Rudi. Wie ich erfahre, kommt er viel später. Erst zum Mittagstisch. Der ungarische Koch und der polnische Kollege kommen gerade zur Arbeit. Sie stellen sich mit Emil und Jan vor. Jan hat auch Koch gelernt, wie er sagt. Die Zwei richten den Frühstückstisch zurecht. Sie bekommen Hilfe von zwei jungen Frauen, die gerade eintreffen. Wie sich im Gespräch heraus stellt, sind die zwei jungen Kolleginnen, die Frauen oder Freundinnen der Köche. Sie sprechen sehr gut Deutsch. Die polnische Kollegin stellt sich als Danka vor und die ungarische als Sara. Schon während des Frühstückes klopfen ein paar halb betrunkene Deutsche an die Tür. Sie fragen Ruth etwas lallend, ob es zu Essen gäbe. Ruth sagt Ihnen, “In zwei Stunden.”

“Wir brauchen jetzt etwas zu Essen und zu trinken. Die anderen Gaststätten haben alle schon geöffnet.”

“Dann ist es vielleicht besser, Sie gehen in die Gasthäuser, die geöffnet haben. Unsere Öffnungszeiten sind hier und in unserer Einfahrt angeschrieben.”

Die zwei Kollegen und ihre Freundinnen kichern. Sara flüstert, so viel Blödheit hätte sie noch nicht erlebt. Emil sagt: “Das ist hier normal.”

Sara ist in diesem Jahr wahrscheinlich das erste Mal hier.