Fortsetzung – Die Sommersaison

Wir verabschieden uns. Endlich komme ich mal wieder etwas zeitiger nach Hause. Das könnten wir feiern. Wir werden uns heute eine Pizza genehmigen.

Komisch. Ein belegtes, gebackenes Fladenbrot gilt für uns schon als ein Feiertagsessen.

Eigentlich kontrolliere ich tagsüber nicht, ob ich irgendwelche Nachrichten erhalten habe. Das verschiebe ich auf abends mit der entsprechenden Ruhe. Ich benötige auch die Zeit um nachzuschauen, wer sich gemeldet hat. Oft sehe ich nur Telefonnummern. Vor allem Handys. Ich suche dann deren Besitzer. Es ist schon erstaunlich, wie anonym man heutzutage Köche sucht. Aber wehe, wir geben keinen Lebenslauf von uns bekannt. Am besten noch ein Foto der Unterhoseninnenseite. Man möchte wissen, wer mir beischläft und wer mir die Bude zu Hause putzt. Sobald ich bekannt gebe, ich fahre meinen Arbeitsweg mit einem Motorrad, wird der Tag schon trüber. Offensichtlich sollen wir Köche, zwanzig Stunden am Tag zu Gange sein. Fünfzehn auf Arbeit und fünf auf der Straße. Bisweilen wird kontrolliert, ob sich die Frau des Koches für einen Aufsprung eignet. Schließlich geht die Chefität regelmäßig zur Jagd. Die Alte zu Hause kann sich ja mit dem Kellner belustigen. Aber nur, wenn der nicht aus dem falschen Lager kommt.

Von Denen, die versprochen haben, anzurufen, liegt keine Nachricht vor. Dafür aber eine von meinen Motorradfreunden. Ich frage Joana, ob sie damit einverstanden ist, wenn ich mit denen eine Runde drehe.

„Sag ihnen einen schönen Gruß von mir.“

Das klingt jetzt, wie die Anerkennung meiner Faulheit.

Konrad, mein Motorradfreund aus Deutschland, will mich besuchen. Er hat ein paar Freunde mit. Sie schlafen immer in der Nähe von Fondo. In der Katzenburg.

„Ich bin schon hier“, hat er mir per Email geschrieben.

„Das passt wie Arsch auf Eimer“, antworte ich ihm. „Ich habe gerade keine Arbeit. Soll ich gleich mal vorbei kommen?“

„Bis morgen brauchen wir etwas Ruhe.“

Mit meinen Motorradfreunden habe ich schon oft eine Runde gedreht. Zwei Mal im Jahr. Jedes Mal waren ein paar andere dabei. Die Giros gehen für gewöhnlich immer an die Sehenswürdigkeiten Südtirols und dem Trentino. Etwas seltener besuchen wir den Veneto, die Lombardei oder gar den Friaul. Sehr selten besuchten wir den Piemont, die Emilia Romana oder gar die Toskana. Letzteres habe ich fast immer allein besucht. Dafür fanden sich kaum Mitfahrer.

Joana weckt mich, als sie geht. Normal stehe ich mit ihr zusammen auf. Das ist mein Wunsch. Oft komme ich sehr spät nach Hause. Da ist der Wunsch eher ein unerfüllter Vorsatz.

Immer, wenn Besuch kommt, ist das Wetter nicht besonders. Mitte Juni ist es meist ziemlich wechselhaft. Eine Regenkombi gehört zur Standardausrüstung.