Der Saisonkoch – Winter-II

…wird heute fertig mit Korrekturlesen. Damit bekommt er das Cover.

„Wir haben einhundertfünfzig bis zweihundert Kunden pro Mahlzeit.“

Ich rechne kurz im Kopf. Das sind mindestens dreihundert belegte Brötchen.

„Wann beginnt das Frühstück?“

„Halb Sieben.“

Ich rechne wieder kurz.

„Dann müsste ich ja mindestens um Fünf, spätestens, halb Sechs anfangen.“

„Ich fange halb Sechs an.“

Ich denke, die ersten Tage werde ich ganz sicher um Fünf anfangen. Etwas Reserve muss sein. Das bedeutet, ich muss Joana wecken.

Bei der Vorstellung bekomme ich leichtes Kribbeln im Bauch. Wenn irgend Etwas dazwischen kommt, stehen die Leute ohne Essen da. Ich muss reichlich Reserve für die Anfahrt einrechnen. Da entsteht ein innerer Druck, den ich schlecht beschreiben kann. Wenn mir Etwas passiert und so weiter. Eins beruhigt mich. Alle meine Kunden arbeiten in der Branche. Die könnten mich zur Not ersetzen.

„Wir bieten drei Wahlessen. Davon ein vegetarisches-.“

‚Das auch noch‘, denke ich mir.

„Wird das Essen vorbestellt?“

„Ja. Schon beim Kauf der Essensmarken. Du hast trotzdem etwa dreißig unbestellte Speisen, die gedeckt werden müssen.“

Jetzt kann ich in etwa nachvollziehen, warum der Kollege geht. Wenn er Raucher ist, so und so. Ich soll also, verlustfrei, neunzig Essen vorhalten. Drei Wahlessen pro ungebuchter Person. In der DDR mussten alle Speisen, die nach ihrer Fertigstellung, älter als fünf Stunden waren, weg getan werden. Allgemein haben sich die Angestellten diese Speisen mit nach Hause genommen.

Wir machen eine Rundgang und ich bekomme die Küche und Nebenräume gezeigt. Die Technik ist steinalt, aber sie funktioniert bis jetzt, nach Aussage meines Kollegen.

„Du kommst aus der DDR? Dann bist Du ja solche Küchen gewohnt.“

„Kollege. Solche Küchen standen bei uns auf den Schrottplätzen. Dort haben wir nicht gekocht.“

„Ich dachte,…“

„Unsere Küchen wurden nach der Abschreibungszeit, renoviert. Das war nach spätestens acht bis zehn Jahren. Schrottplätze, in denen gekocht werden sollte, habe ich erst hier und im Westen gesehen.“

Der Genosse Jürgen gibt Ihnen heute wieder etwas DDR – Unterricht

Der Saisonkoch freut sich natürlich, das in seine Sammlung aufnehmen zu dürfen.

»Je weiter die DDR zurückliegt, desto mehr wird gelogen« [1] von Jürgen Heidig

Zu den unzähligen Werbepausen beim ersten GP – Rennen in Portugal 2023, die es natürlich in der DDR auch nicht gab, haben Sie die Möglichkeit, wieder etwas DDR – Geschichte und die daraus im Goebbelschem Stil fabrizierten Lügen zu vergleichen. DDR Bürger müssen über die geschlechtslosen Idioten eigentlich nur lachen. Weil wir, täglich, deren Unsinn mit der Realität vergleichen können. Ich spare mir jetzt, die als Schwachmaten oder geistig behindert zu bezeichnen. Das wäre vielleicht die kurze Beschreibung der Kriegsverbrecher und Kinderficker. Allein die Taten der letzten dreißig Jahre reichen, dieses kleptomanische kriminelle Gesindel, nachhaltig abzuschalten. Das Ausschalten dieser Huren übernimmt wieder die Rote Armee zusammen mit den Partisanen des jeweiligen Landes.

Der Saisonkoch-Winter-2

Heute koche ich:

Salatteller

Lasagne al forno

Gefüllte Truthahnbrust, Rosmarinkartoffel, Erbsengemüse

Kirschjoghurt

Es kommen schon ein paar Kollegen und fragen mich, was es heute gibt.

Die Truthahnbrust fülle ich mit Knödelbrot, Rotwein, Ei, Rosinen und Rosmarin. Die pochiere ich im Ofen bei siebzig Grad. Für die Rosmarinkartoffeln nehme ich die Wedges aus der Gefrierzelle. Für das Ragout der Lasagne muss ich erst mal ein paar Fleischstücke auftauen. Das mach ich gleich bei den siebzig Grad mit. Auch die gefrorenen Teigplatten für die Lasagne lege ich gleich mit rein in den Dämpfer. Für die Bechamel koche ich ein dickes, gut gewürztes Gulli und strecke das nach dem Kochen mit Sahne. In den Naturjoghurt rühre ich gefrorene Kirschen und Zucker ein. Zu Mittag ist der fertig.

Joana geht inzwischen Etwas einkaufen. Ein freier Tag in Warteposition. Sie muss sechs Stunden auf mich warten. Es gibt wirklich schönere Beschäftigungen als dort auf mich zu warten. Inzwischen kommt Rolfo und ich stelle ihm Joana vor. Sie trinken einen Kaffee zusammen.

„Joana, willst Du nicht nach Hause fahren?“

„Ja. Ich fahre jetzt. Ich hol Dich dann ab.“

Die Essensausgabe geht recht flüssig. Ich habe heute um die dreißig Gäste. Lasagne musste ich eher Aus sagen. Einige meiner Gäste haben das als Hauptgericht verlangt. Das habe ich nicht berücksichtigt. Einige Gäste fragen nach Suppe. Ab morgen muss ich ihnen eine Suppe mit anbieten.

Rolfo fragt mich, ob ich Pizza haben möchte. Ich frage ihn, ob er mir zwei macht.

„Joana hat heute frei und wir sind zu Hause.“

„Natürlich. Schönen Feierabend.“

Er sagt das mit einem verschmitzten Lächeln. Wohl in der Anspielung auf meine schöne Joana.

„Deine Frau ist wunderschön. Die passt gar nicht zu Dir.“

„Aber zu Dir?“

„Meine Frau kommt morgen einkaufen.“

Jetzt gehen wir schon die Frauen vergleichen. Was ist das für eine Welt?

Joana kommt pünktlich.

„Bist Du schon fertig?“

„Nein. Wir müssen noch die Bestellungen aufgeben.“

Rolfo steht mit dem Zettel. Ich diktiere ihm meinen Bedarf. Der Chef kommt und holt den Zettel ab. Nebenbei stellt er mir die Chefin vor. Sie faxt die Bestellungen heute noch weg.

Wir verabschieden uns. Ich sage ihnen, dass ich morgen früh raus muss.

Rolfo gibt mir die zwei Pizza mit. „Personalessen“, sagt er zum Chef. Der Chef nickt und verabschiedet sich.

Bei unserer Heimfahrt müssen wir einen kleinen Umweg durch Naturns fahren. Der Tunnel ist gesperrt. Ein Unfall. In Naturns ist demzufolge auch ein zäher Stau. Wir verlieren eine Stunde.

Zu Hause schauen wir uns einen Film an und essen dabei unsere Pizza. Und schon sind wir wieder müde.

Tag 55

Wie gewohnt, stehen wir um Vier auf. Ich muss Joana noch auf Arbeit bringen. Wenn ich etwas Glück habe, ergibt sich noch mal eine kleine Ruhepause im Bett. Joana hat uns beim Einkauf einen kleinen Rührkuchen mit Schokoladenüberzug mitgebracht. Den essen wir zusammen auf. Es bleibt nichts übrig. Uns fällt gerade auf, dass die Schokoglasuren auf den Kuchen auch immer dünner werden. Wir lästern darüber, wie die Westnachrichten darüber berichtet hätten, wenn das in der DDR passiert wäre. Nebenbei gesagt, erreicht der Westrührkuchen bei Weitem nicht die Qualität eines DDR – Rührkuchens. Und das trotz angeblichem Überfluss an Rohstoffen. Von Rosinen und Mandeln wollen wir gar nicht erst anfangen. Offensichtlich gibt es das nur im Überfluss, weil sie davon nichts benutzen. Aus Geiz und Profitsucht.

Zu diversen Feiertagen bekamen die DDR – Bürger, Besuch von ihrer Westverwandtschaft. Die brachten Taschen voller subventioniertem, billigsten Westkram mit. Die Annahme dieses Abfalls mit geheucheltem Lächeln, musste teilweise erst einstudiert werden. Wehe, man zeigte sich nicht dankbar. Die wären glatt nie wieder gekommen und hätten sich in Ungarn billigst durchgefressen. Heute, nachdem wir diesen Verbrechern die Reparationen bezahlt haben, fressen die uns die Rosinen aus dem Kuchen. Muss man sich heute Alles selbst herstellen? Können die vergeizten Verbrecher überhaupt noch etwas Anständiges, Brauchbares herstellen? Wir bezweifeln das.

In der DDR war früher Aal sehr gefragt und eine Bückdichware. Mit Glück, bekam Unsereiner den im Jahr, zwei bis drei Mal zu essen. Als Koch, wohlgemerkt. Soll ich ehrlich sein? Dreißig Jahre lang, habe ich den im Westen nicht zu Gesicht bekommen, geschweige, in den Mund. Und wenn, dann war dieser überteuerte Müll, verdorben! Verdorben in einer Verpackung, die drei bis vier Mal umdatiert wurde. In der DDR wäre dieser Verkäufer im Gefängnis gelandet und seine Gewerbeerlaubnis los. Heute würde der Rente als politisch Verfolgter kassieren von seinen Mitverbrechern.

Joana unterbricht mich bei meinen philosophischen Ausschweifungen. „Wir müssen los!“

Donnerstags ist allgemein viel Lastverkehr. Schon mit der Ankunft an unserer Hauptstraße dürfen wir das registrieren. Neuerdings lesen wir Nummernschilder aus Bulgarien und Slowenien. Wenn das so weiter geht, müssen wir uns an irakische und afghanische Nummernschilder gewöhnen. Die Fahrer kommen bereits von dort.

4.Korrekturlesen Saisonkoch – 2 – Winter

Tag 49

Uschi geht zur Arbeit und weckt uns mit Espresso. Caio kocht uns gleich zwei, drei nach, weil er bemerkt, den saufen wir wie Kühe. Caio spricht so gut wie kein Deutsch und wir, leider, etwas wenig Italienisch. Ich dachte, dass uns die paar Brocken reichen, die wir so in Südtirol aufschnappen. Aber Caio erwartet etwas mehr. Er will mit uns viel reden.

Nach dem Kaffee führt uns Caio durch Mailand. Teilweise fahren wir mit dem Auto. Zuerst schauen wir den Dom an. Danach zeigt uns Caio Häuser von bekannten Persönlichkeiten der Modewelt und Industrie.

Langsam wird es Zeit und wir suchen uns einen Imbiss. Die Lauferei macht hungrig. Wir gehen in die große Markthalle am Dom. Caio bestellt sich einen Espresso. Ich muss lachen, weil er zu Hause keinen getrunken hat. Nun sind wir DDR – Bürger etwas lockerer und ich bestelle mir ein Bier. Caio schaut mich schon skeptisch an. Ich glaube auch zu sehen, dass er mir davon abraten wollte. Essen will er mit uns Anderswo. Das Bier kommt und die Bedienung verlangt von mir sage und schreibe, vierzehn Euro für ein Drittel Liter Bier. Ui, dachte ich. Besaufen kann ich mich hier nicht. Dagegen ist die Festwiese in München ein Billigshop. An unserem Nachbartisch wird das Viertel Vino getrunken. Und das war recht preiswert dagegen. Ich habe wahrscheinlich das falsche Getränk bestellt. Das Treiben in der Markthalle ist aufregend. Caio sagt, dahinter wäre die Borsa, also die Börse. Außerdem sehe ich gut besuchte Wettstände und Lottoannahmestellen. Wir gehen vor die Markthalle und sehen eine lange Schlange wie vor dem Leninmausoleum auf dem Roten Platz. „Das ist die Mailänder Scala“, sagt Caio.

„Können wir da auch rein?“

„Possiamo anche entrare?“

„No. Molto expensive for you!“

Caio mischt für mich manchmal etwas Englisch mit rein. Er glaubt, das verstehe ich eher.

„Quanto costa un biglietto?“

Jetzt staunt Caio. Wahrscheinlich, weil ich schon einige Brocken italienisch kann.

„Non puoi entrare lì. Ci sono solo carte nere.“

Etwas kann ich mir zurecht übersetzen. Es gibt nur schwarze Karten. Du kommst dort nicht rein.

Ich verstehe. Das ist sicher ausgebucht durch Reisegruppen. So dringend ist mir das nicht und Joana sicher auch nicht. Die Führung macht uns ziemlich müde. Caio merkt das und führt uns in ein Cafe. Dort bieten sie auch Filterkaffee, meint er. Den probiere ich. Scheußlich. Also, bleiben wir lieber bei den regionalen Sorten und Gewohnheiten. Die schmecken immerhin vorzüglich. Caio führt uns noch zur Festung. Im Inneren des Castello Sforzesco ist es angenehm. Es gibt etwas Grün und auch weniger Leute. Durch die Museumsräume wollen wir nicht. Caio ist darüber etwas enttäuscht. Wir sind keine Anhänger solcher Ausstellungen. Ich verabscheue es, den Reichtum anderer Leute anzuschauen und zu bewundern. Das wäre, als würde ich Dieben und Massenmördern für ihre Taten samt Beute gratulieren. Das Schlimmste ist, dass sie noch die Dreistigkeit besitzen, dafür ein Eintrittsgeld zu verlangen. Gerade die deutschen Faschisten und ihre Nachfolger sind dafür bekannt, auf diese Art, Geschäfte mit ihrem Raubgut zu machen. Auf der einen Seite beklauen sie die überfallenen Nationen und auf der anderen Seite, stechen sie deren Nachkommen in Deutschland auf der Straße ab.

Caio drängt uns jetzt etwas. Wir wollen Uschi von Arbeit abholen. Wir fahren etwas die Straße hinauf, die wir gekommen sind. Die Via Monza. Auf der Straße ist jetzt erheblich mehr los als zu der Zeit, zu der wir gekommen sind. Linker Hand sehen wir, kilometerlang, hunderte Frauen und Männer verschiedener Nationen stehen. Caio sagt, das wäre der größte Puff Mailands. Die rechte Spur der dreispurigen Straße bewegt sich auch nur in Schrittgeschwindigkeit mit häufigen Stopps.

„Ich dachte, Ihr seid alle katholisch.“ Joana lacht laut. Caio hat das verstanden und lacht mit. „Uschi ist schon weg“, sagt er. An der Fassade des Hauses sehe ich die Werbung einer deutschen Firma. Einer Kriegsverbrecherfirma aus dem Westen. Uschi arbeitet da als Dolmetscherin wie ihre Kolleginnen. Sie übersetzen die Geschäftskommunikation.

Nachdem wir Uschi nicht getroffen haben, machen wir uns auf den Nachhauseweg. Jetzt lernen wir den Feierabendverkehr Mailands kennen. Das erste Mal in meinem Leben, habe ich die vielen Tonarten der Autohupen kennen gelernt. Man bekommt den Eindruck, jeden Monat wird ein neues Modell verbaut. Ein Komponist könnte daraus locker eine Sinfonie über vier Oktaven komponieren.

Uschi ist nicht zu Hause. Sie ist Einkaufen. Wir schauen noch mal zu unserem Auto. Es steht unbeschädigt da. So, wie ich es verstanden habe, meint Caio, werden tagsüber die meisten Autos geklaut. Das scheint Niemandem aufzufallen in der Umgebung. Uschi übersetzt etwas, nachdem sie vom Einkaufen zurück kommt. Sie sagt, die Diebe würden die Fahrzeuge mehrere Tage überwachen. Wenn sie nicht bewegt werden, sind sie damit reif für einen Besitzerwechsel. Ein sehr soziales System, finde ich. Wir überlegen, ob wir heute zu Hause essen oder Ausgehen. Uschi hat Fisch mitgebracht. Wir kochen und essen zu Hause. Mit Fisch meint Uschi natürlich Frutti die mare. Caio öffnet teuren Prosecco. Wir stoßen zusammen an und freuen uns, endlich mal Zeit für das Kennenlernen von Mailand zu haben. Morgen will uns Caio mal ins San Siro Stadion und auf die Pferderennbahn führen. Das Stadion nennt sich jetzt Meazza. Im Volk scheint es immer noch San Siro genannt zu werden.

Der Saisonkoch – Wintersaison 2 redigiert

Nach dem Redigieren muss ich das Buch trotzdem noch einmal Korrektur lesen. Das ist dann die fünfte Korrektur. Wenn man das geschrieben hat, muss der Schreiber eine ziemlich lange Pause einlegen, um die Fehler zu finden.

Ich gehe ins Kühlhaus und ins Lager, um die Rohstoffe zu suchen.
„Sind zwölf Salate genug für heute?“

„Schau mal. Wir machen sonst um die fünfzehn/sechzehn.“

Naja. Wenn ich Mais, Bohnen, Saure Gurken, Sauerkonserven mit dazu rechne komme ich auch dahin. Als Erstes grille ich schnell Paprika und Melanzane. Danach schmore ich Zucchini und Champignons, die ich gleich süß-sauer abschmecke. Als Nächstes setze ich den Dämpfer an und gebe dort Grüne Bohnen, Blumenkohl und Sellerie zum Dämpfen hinein.

Jetzt gehe ich zur Maschine, lasse Fenchel, Rotkohl, Weißkohl, grüne Gurken und weißen Rettich durch. In den Konserven finde ich Rote Beete, Saure Gurken, gefüllte Peperoni, Peperonistreifen und Borlotti – Bohnen. Die Borlotti mache ich mit feingehackter Zwiebel, Salz, Pfeffer, Zucker, Essig und Öl an. Den weißen Rettich gebe ich Mayonnaise und Gewürz. Ich schäle schnell noch ein paar Gurken, entkerne und schneide sie. In einem Bräter fertige ich daraus Senfgurken, die ich leicht anschmore.

Mais steht auch im Lager. Marco sagt mir, das wäre Pflicht, den zu geben. Den Mais spüle ich ab und schmecke ihn mit Salz, Essig und Öl ab. Das reicht.

Die Rote Beete würze ich mit gehackter Zwiebel, Kümmelöl, Pfeffer, Zucker, Essig und Öl.

Marco ruft: „Genug! Halt ein! Ich habe gar nicht so viele Schüsseln!“

„Das Grillgemüse geben wir auf Platten.“

„Ist recht. Aber halt auf.“

Lange hat das nicht gedauert. Dreißig Minuten.

„Hast Du Hunger?“

„Schon. Heute Nachmittag muss ich zur Vorstellung hier auf dem Reschen.“

„Ne. Bei wem?“

Ich sage Marco das Hotel.

„Das ist eine Furie. Der hauen laufend die Köche ab.“

„Gibt ’s dort keinen Chef?“

„Schon. Die Mutter der Furie.“

„Männer gibt es da keine?“

„Oja. Die sind Bauern. Die haben Tiere. Die triffst Du höchstens zu den Mahlzeiten.“

„Und Kinder?“

„Zwei. Die kommen auch zu den Mahlzeiten. Ein Knecht holt die von der Schule und bringt sie zurück.“

„Und Arbeiter. Gibt es da auch welche?“

„Das ist unterschiedlich. Zwei Knechte kommen immer.“

„Bei dem Personalessen kann ich also von rund dreißig Personen ausgehen?“

„Die Einheimischen gehen nach Hause. Warte mal. So, um die zwanzig kannst Du einplanen. Ich wette, dass Du dort keine Woche bist.“

„Das sind ja schöne Aussichten.“

„Merke Dir die Anderen vor und mach mit denen trotzdem die Termine.“

„Danke für die Tipps.“

„Wir gehen mal Etwas essen. Ich habe heute Gulasch.“

„Mit Semmelknödel?“

„Aber natürlich.“

Die Zimmermädchen kommen auch schon.

„Joana ist auf dem Zimmer. Die sucht Dich.“

Joana kommt und ich frage sie, wann sie frei hat. „Ich bin mittags fertig. Wieso?“

„Ich habe eine Vorstellung im dem Hotel.“

„Dort hab ich schon gearbeitet! Das weißt Du doch. Das ist eine Furie!“

„Vielleicht funktioniert es mit mir.“

„Das bezweifel ich.“

„Aber vorstellen tun wir uns.“

„Ich warte Draußen.“

„Ist okay.“

Drinnen bietet sich mir ein Bild, das ich so bisher nur selten erfahren durfte. Die Küche war sauber und ziemlich modern. Wenn ich nachmittags zur Vorstellung geladen werde, gehe ich davon aus, dass ich einen Kollegen ersetzen soll, der noch nicht gegangen ist. Ich soll den praktisch verdrängen oder mich mit ihm im Wettbewerb messen. Das lehne ich von Vornherein ab.

Die Chefin zeigt mir die Küche, die Lagerräume und sogar das mise en place meiner Kollegen.

„Ist doch Alles bestens. Was wollen Sie?“

„Naja. Der Koch hat gesagt, er will gehen.“

‚Die haben sich um den Lohn gestritten‘, denk ich mir. Der soll jetzt erpresst werden.

„Wie ist die Arbeitszeit? Ist das ein Ganzjahresbetrieb? Wie viele Gäste bekoche ich am Tag? Was würden Sie mir dafür zahlen?“

„Wir haben sechzig Betten. Mittags kommen ein paar Arbeiteressen. Es gibt sozusagen, Mittagsservice und das Abendmenü für Hausgäste.“

Sie zeigt mir die Karten und das Menü für Heute.

Ein gutes Menü im oberen Preissektor. Auf den Karten sehe ich ein Marendeangebot. Marende nennt sich in Österreich, Jause. Sprich, das Nachmittagsangebot.

„Wer betreut die Marende?“

„Die Kellner!“

„Wer macht das Frühstück?“

„Frühstück und Marende machen die Köche. Sie wechseln sich ab.“

„Wie viele Köche sind wir?“

„Drei“

Das heißt, ich soll dort, bis auf eine Ausnahme je Woche, mindestens zwölf Stunden pro Tag arbeiten. Unter drei Mille netto wäre das nicht machbar. Das sind immerhin sechs Doppelschichten pro Woche und der Arbeitsweg.

„Ich möchte dafür dreitausend achthundert!“

„Der letzte Koch wollte zweitausendvierhundert.“

„Ja. Und deswegen ist er nicht mehr da.“

„Ich rufe an. Gib mir Deine Nummer.“

Ich lass meine Nummer da und verschwinde. Kaffee hat die mir nicht angeboten. Auch keinen Imbiss. Von Fahrgeld will ich gar nicht reden. Offensichtlich verwechselt diese Tante ihr versautes Privatleben mit Anstand und Höflichkeit.

Wir bezahlen immerhin mit unserer Leistung ihren Hoteltraum.

Joana fragt mich vor der Tür gar nicht mehr. Sie weiß es. Wir fahren morgen eh in die Werkstatt. Heute schaffen wir das nicht mehr. Der Werksverkehr im Vinschgau würde das verhindern.

„Hast Du morgen frei?“

„Sicher. Wir haben wenig zu tun.“

Alfred steht bei Marco. Sie warten auf mich.

„Und? Wer hat Recht“

„Volltreffer! Ich hab aber auch viel Geld verlangt.“

„Naja. Den Lohn muss man schon verlangen!“

Alfred tröstet uns und gibt einen Grappa aus. Der schmeckt vorzüglich. Ein Sibona, acht Jahre gelagert. Teuer! Ich könnte die ganze Flasche aus saufen.

Wir gehen zeitig schlafen, weil wir ganz früh abfahren wollen.

Der Saisonkoch-Wintersaison 2

Alfred sagt mir, ich solle heute vorsichtig fahren, Marlies schließt sich dem Wunsch umgehend an. Die Zwei sollen Recht behalten. Schon bei der Ausfahrt stehen die ersten zwei vollgepackten Touristenkisten ineinander verhakt vor mir. Kaum bin ich auf der Hautstraße, rutscht mir ein Norddeutscher aus der Nebenstraße ins Auto.

„Ich konnte das Auto nicht halten. Entschuldigung!“

„Darf ich eher davon ausgehen, dass sie nicht fahren können?“

Seine Beifahrerin sitzt noch in dem Kasten und hält sich das Gesicht zu. SUV mit Allradantrieb. ‚Mein Kotflügel ist im Arsch‘, denk ich mir. Ich probiere, ob er am Reifen schleift. Es geht.

„Kostet zwei Mille!“, sag ich dem Unfallfahrer.

„Macht meine Versicherung!“, ist die Antwort, die ich bei diesem Volk auch erwartet habe.

„Und ich finanziere ihnen das vor? Ich zahle das Leihauto, die Werkstatt und warte, ob das ihrer Versicherung gefällt?“

„So hab ich mir das gedacht.“

„Ich möchte den Schaden bitte sofort bezahlt haben! Wie sie das mit ihrer Versicherung abrechnen, ist ihre Sache. Wir gehen zu Alfred ins Hotel und klären das dort.“

Alfred sitzt noch beim Kaffee. Er ruft als Erstes den Ortsgendarm. Inzwischen rufe ich Ruth an und berichte ihr von meinem Unfall. Ruth zischt vor Wut. „Wann kommst Du in etwa?“

„Das Auto fährt noch. Nur der Trabi – Kotflügel ist geknickt und dadurch etwas angerissen.“

„Also bis dann!“

Der Gendarm kommt sofort, nimm Alles auf und schreibt das Protokoll. Wir schrieben ins Protokoll meine Forderung einer Teilanzahlung des Schadens. Ich könnte sonst nicht meiner Arbeit nachgehen. Der Norddeutsche erklärt sich bereit. Er gibt Alfred die Karte, um tausend Euro abzubuchen. Die erste Karte nimmt der Kartenleser nicht an und prompt kommt eine andere. In Gold.

„Da kannste ooch glei Fünftausend abbuchen mit Schmerzgeld“ (da kannst du auch gleich 5000 mit Schmerzensgeld abbuchen) , sage ich zu Alfred. Der Norddeutsche hustet. Seine Begleitung glüht knallrot vor Wut. Ich dachte, sie frisst vor Wut ihren falschen Zobelkragen. An dem knabbert sie schon die ganze Zeit herum.

Joana kommt, ruft Markus, unseren Autohändler an und bestellt den neuen Kotflügel. Sie fragt, was der kostet mit Einbau und Teillackierung. „Rund drei Mille“, hat er gesagt. „Wann ist der da?“

„In ’ner Woche.“

„Alles klar. Mach uns bitte ’nen Termin.“

Wie sagt man so schön? Den freien Tag verbringen wir entweder beim Arzt oder in der Werkstatt. Freizeit ist Mangelware in unseren Kreisen.

Alfred sagt mir, der Unfallverursacher hat Tausend fünfhundert Euro rein gedrückt. Offensichtlich hat er Mitleid mit mir. Alfred drückt mir gleich die Scheine in die Hand. Den Unfallbericht für unsere Versicherung, die mit seiner Versicherung abrechnet, hat mir Alfred kopiert. „Die Durchschläge sind nicht sicher“, sagt er mir dazu. „Du kennst Dich gut aus!“, antworte ich ihm. „In Touristenhochburgen gehört das zum Tagesgeschäft. “ Er lacht. Ich gebe Joana das Geld mit. Wenn mir unterwegs noch etwas passiert, kommt das sicher weg. Ich laufe zu unseren Autos und fotografiere das Ganze noch mehrmals. Vor allem, mit sämtlichen Verkehrsschildern und Bremswegen. Nach der Feststellung, fahre ich nun endlich los zu meiner Arbeit. Inzwischen haben sich ein paar Schaulustige eingefunden, die rege den Unfallhergang diskutieren.

Witzigerweise brennt das Licht noch. Die Motorhaube sitzt fest aber nicht an ihrem ursprünglichen Fleck. Ich denke, mit den Nebenschäden, auch an den unentdeckten Stellen, wird das Ganze erheblich teurer. Die Bremsen funktionieren aber erst mal.

An der Schweizer Abfahrt vor Pfunds steht eine Autoschlange. Nicht in Richtung Schweiz, sondern in Richtung Pfunds. Es könnte sein, die wollen auch in Richtung Samnaun. Es sind italienische Nummern dabei. Auch in der Einfahrt Samnaun steht Alles. Wahrscheinlich wollen Viele noch mal Etwas einkaufen auf dem Nachhauseweg.

Der Verkehr läuft zähfließend. Aber er steht nicht. Nach einer knappen Stunde habe ich die Wahl, durch den Tunnel oder durch die Stadt Landeck zu fahren. Die Stadt hat gewonnen. Den Schleichweg muss ich heute nicht nutzen. Bereits am Stadtausgang sehe ich einen Stau. Den Stau kenne ich mittlerweile. Der ist dort jeden Tag. Das hängt mit der Autobahnauffahrt zusammen. Die Landecker werden diese Straße hassen. Ihnen geht es wie uns.

An der Abfahrt Paznauntal stehen wieder die Gendarmen. Die haben gerade ein paar Autos in der Mache. Bei den fälligen Ordnungsgeldern müssen die Gendarmen öfter arbeiten als unsere Polizia Stradale. Ein Ordnungsgeld bei uns, bringt leicht das Zehnfache. Ein Gendarm erkennt mich, grüßt und winkt mich an dem Stau vorbei. Dem hat sicher mein Essen beim Wolfgang geschmeckt. Ich bedanke mich artig, grüße zurück und kann mich in die Schlange in Richtung Paznauntal einordnen. Das spart mir schon mal zehn Minuten. Bekanntlich, haben Urlauber keine Zeit. Bis zum Wolfgang allein, brauche ich eine Stunde. Maria steht nicht draußen. Ich halte nicht an. Von dort nach Galtür, benötige ich noch mal eine Stunde. Das Frühstück ist damit verpasst. Ich freue mich schon auf den Frühstückskaffee.

Etwas DDR-Geschichte

Vijay Prashad erinnert an die Bemühungen der DDR, in einem vom Zweiten Weltkrieg verwüsteten Land mit wenigen verfügbaren Mitteln ein humanes und gerechtes Gesundheitssystem zu schaffen.

Nein, sagte er, dieses Krankenhaus hieß früher Carlos-Marx-Krankenhaus und wurde in den 1980er Jahren in Zusammenarbeit mit der DDR gebaut.

Die DDR  arbeitete  mit der sandinistischen Regierung Nicaraguas zusammen, um das Krankenhaus im Arbeiterviertel Xolotlán zu bauen, wo 300.000 Menschen ohne Zugang zu medizinischer Versorgung lebten. Eine massive Solidaritätskampagne in der DDR trug dazu bei, Mittel für das Projekt zu sammeln, und ostdeutsche Mediziner reisten nach Xolotlán, um vor Baubeginn ein Lager mit provisorischen medizinischen Zelten aufzubauen. Das stationäre Krankenhaus wurde am 23. Juli 1985 eröffnet.

All dies musste in einem stark sanktionierten Land aufgebaut werden, in dem die physische Infrastruktur durch den Krieg zerstört worden war und in dem viele Ärzte in den Westen geflohen waren (vor allem, weil etwa 45 Prozent der deutschen Ärzte NSDAP-Mitglieder waren und sie wussten, dass sie es waren im Westen nachsichtig behandelt würden, während sie in der DDR und in der Sowjetunion wahrscheinlich strafrechtlich verfolgt würden).

Eigentlich bin ich froh, wie in dieser Zeitung und von vielen echten Journalisten, unser Wirken als DDRBürger gewürdigt wird. Wir haben aus Solidarität immerhin haufenweise Subotniks beleistet und reichlich gespendet. Danke, Herr Vijay Prashad!

Sie müssen den Beitrag mit einem Übersetzer lesen. Es sei denn, Sie verstehen Spanisch.

Leseprobe Joana 1 – ein etwas anderer Liebesroman

Joanas Sortiment ist atemberaubend. Kleine, Große, Doppelte, Schnelle und Langsame. Alle sind weich. Die Nachbildungen meines Teiles, benachteiligen mich, wenn ich jetzt die Griffigkeit vergleiche. Der Mensch baut ein Produkt besser als er selbst ist. Wenn das in Zukunft, Roboter können, Gute Nacht. Dann treffen sich Paare höchstens noch zum Kaffee trinken. Wer weiß.

Das Abendbrot essen wir zusammen. An der Küchentür klopft es. Zwei Hotelgäste fragen in gebrochenem Deutsch, ob wir etwas zu Essen haben. ‚Die Zwei kenne ich doch‘, denk ich mir.

„Wir kommen von Ihrer Mutter. Sie sagt, Sie könnten das, was wir essen, besser kochen als sie.“

„Und was essen Sie gern?“

„Filetsteak. Dick, nicht geklopft und innen, rot.“

„Das habe ich da. Wir waren die Tage einkaufen. Es ist frisch und gut gelagert.“

„Zwei Stück mit frischen Champignons.“

Hui. Ein Großauftrag. „Wie groß sollen die sein?“

„Dreihundert Gramm ein Steak.“

„Kommen Sie rein. Was wollen Sie trinken?“

„Ein Bier von hier. Groß bitte. Die Champignons bitte nicht schneiden.“

Ich koche ihnen das und serviere das Gewünschte. Natürlich kann ich zwei Gäste nicht allein bei uns sitzen lassen. Gleichzeitig bin ich auch deren Unterhalter. Als Gastgeber bin ich ihnen das schuldig. Karin und Joana gehen schon wieder zusammen. Steffen bleibt noch etwas. Er hat Hunger, als er die Riesensteaks sieht.

„Soll ich Dir eins mitmachen?“

„Aber sicher, mein Freund.“

Wir unterhalten uns mit unseren Gästen. Sie sind Belgier, die bei uns irgend Etwas mit Lastkraftwagen bauen. Ich kapiere das nicht bei ihrer ersten Erklärung. Steffen ist etwas weiter. Er denkt, die Zwei konstruieren die Aufbauten für LKW.

„Das Essen war gut. Wir bleiben bei Ihnen. Wir sind jetzt müde und gehen zu Bett. Unsere Fahrt dauerte sechzehn Stunden bis hier her.“

„Gute Nacht.“

„Wir bezahlen mit dem Zimmer. Rechnen Sie bitte großzügig.“

Steffen räumt mit mir zusammen auf. Sein Steak will er in der Küche essen. Das geht nicht. Wir setzen uns in mein Büro. Das ist ein Teil der Küche.

„Wenn das gut geht, seid ihr Zwei schön raus.“

„Ich glaube, wir haben hier zu viel Feinde.“

„Das sehe ich auch so. Neben meinem Zimmer schlafen zwei Finanzbeamte von Drüben.“

„Mir haben das schon Freunde gesagt, dass die bei Neugründungen prüfen. Ich rechne täglich damit. Zumindest nach den ersten Belegen.“

„Keine Angst. Die warten noch einen Monat. Die wollen erst sehen, wie das läuft bei Dir.“

„Das denke ich mir auch so. Was macht Ihr morgen?“

„Karin wollte mal durch die Stadt gehen. Wir kommen zeitig wieder.“

„In Karl-Marx-Stadt bauen sie ein neues Gewerbezentrum. Ihr könnt dort mal schauen, was es da so gibt.“

„Vielleicht gibt es auch ein paar Sexshops. Die beliefere ich auch.“

„Also, bist Du auch schon Großhändler?“

„Aber sicher.“

„Steffen. Wir gehen hoch ins Bett.“

Wir schließen Alles ab und gehen in die Etage.

Bei Karin im Zimmer stöhnt es schon wieder.

„Nimmersatt bei der Arbeit“, scherzt Steffen.

„Aber Joana hat das recht gut getan. Wir hatten wenig Gelegenheit in letzter Zeit. Und überall waren Bauarbeiter.“

„Rolf war gar nicht zum Essen mit Julia“, sagt Steffen.

„Die wollten heute auch mal auswärts gehen. Vielleicht sucht Rolf gleich noch Anschlussaufträge.“

Wir kratzen etwas an der Zimmertür von Karin. Die alten Türen haben wir nur abgebeizt. Sie sehen schön aus so. Karin stöhnt schon wieder. Joana hat uns herein gelassen. Sie lacht.

„Ich habe mich revanchiert.“

Karin liegt auf dem Bett. Joana streichelt sie. Karin zuckt und kichert. Steffen schaut ganz zufrieden.

„Joana kann das besser als ich.“

„Wo willst du denn heute schlafen“, frage ich Joana.

„Bei Dir natürlich. Morgen ist Frühstück zu machen und ich will Andrea noch etwas anlernen.“

„Gute Nacht Ihr Zwei.“

Wir gehen in unser Zimmer. Joana duscht sich noch etwas. „Ich habe überall Gleitgel. Willst du mal probieren, wie das schmeckt?“

„Hast Du etwa das Riesending probiert?“

„Karin hat gesagt, das ist nicht gut. Das gibt kleine Risse und Entzündungen.“

„Ja. Aber der Frauenarzt kommt doch auch rein.“

„Unsere Frauenärztin hat so kleine Hände. Das kannst Du mit diesem Riesending nicht vergleichen. Die Ärztin hat das auch irgendwie drauf.“

„Und der Doppelte?“

„Den hab ich jetzt Karin gesetzt. Sie hat gesagt, das ist der beste. Das denke ich auch.“

„Bei Frauen kommst Du schneller als bei mir. Soll ich Dich in Zukunft Chef rufen, Joana?“

„Wir bekommen das schon wieder hin bei Dir. Um den kleinen Chef muss ich mich nur etwas öfter kümmern.“

Ich wasche Joana. Und schau, der kleine Chef wird größer. Joana nimmt ihn in die Hand, wie als wöllte sie ihn wiegen. „Braver Junge.“ Sie gibt ihm einen Kuss.

Joana zuckt auch als ich sie wasche. „Wie oft warst Du heute glücklich?“

„Ich zähle schon nicht mehr mit. Sicher zehn Mal. Karin hat ein Händchen dafür. Sie beobachtet mich genau.“

„Das hat sie früher an der Trasse auch schon getan. Sie hat immer kontrolliert, ob das gut tut, was sie macht.“

„Sie ist schon eine gute Freundin und Steffen sehr treu, hat sie mir gesagt. Außer bei mir. Irgend Etwas regt sie bei mir an.“

„Du. Weil Du so schön bist wie sie.“

„Heute hat sie mir gebeichtet, mit Dir hätte es ihr auch gefallen. Sie liebt an Dir das Ehrliche. Fast so, wie ich.“

Wir gehen zu Bett. Joana schlägt ihr linkes Bein über mich und nimmt den kleinen Chef in die Hand. Ich lege meine Hand an ihre Muschi. Mein Gott. Die hat immer noch fünfundvierzig Grad. Ich glaube fast, wir sind so eingeschlafen. Wie im Märchen.

Der Betrieb läuft

Die sehr schöne Eröffnungswoche geht vorbei. Steffen und Karin sind oft unterwegs. Sie gehen auf Rundfahrten und erzählen uns von ihren Erlebnissen. Die Vergleiche zur DDR fallen oft positiv aus. Das Negative überwiegt. Besonders loben sie unsere wirklich schönen FKK- Anlagen an den erzgebirgischen Badeseen. Und die sind voll belegt. Steffen zeigt uns Fotos von sehr schönen Frauen. Sie waren in Rabenstein. Erst auf der Burg, dann in den Felsendomen und zum Schluss, am Stausee.

„Brauchst Du schon Vorlagen?“, frage ich ihn.

„Meine beste Vorlage ist Karin.“

„Da hast Du ganz sicher Recht.“

Joana lacht laut. Andrea ist noch da. Sie hat das Frühstück geschafft. Die Reste räume ich weg. Andrea geht auf die Zimmer. Karin läuft ihr hinterher.

„Das nächste Opfer“, lästert Steffen.

„Sie ist sonst gar nicht so. Du hast sie mir umgedreht“, sagt er zu Joana.

„Ich?“

„Weil Du zu schön bist!“

„Danke!“

Unsere Hausgäste sind alle schon weg. Sie kommen im Laufe des Tages wieder. Dann haben wir auch unser Restaurant geöffnet.

Mischa kommt wieder. Er will mir etwas helfen.

Rolf und Julia bauen oben in unserer Dusche. Dann geht er teilweise noch bestimmte Leitungen abdrücken und kontrollieren.

„Alles bestens. Wir sind fertig.“

„Wunderbar.“

Er gibt mir die Rechnung. Mit der Heizanlage, möchte er über zweihundert Tausend. Den Materialkauf haben wir schon vorfinanziert. Es gab zwischendurch Ärger, weil die Bank einen Lieferanten nicht zahlte. Rolf und Julia sind mit uns auf die Bank gefahren. Er hat getobt dort. Zwei Tage später war das Geld da. Wir stellten uns gerade vor, Rolf wäre ein DDR Handwerker. Julia schüttelt den Kopf. Sie kann die Gebaren nicht verstehen.

„Die fühlen sich hier auf wie der letzte Abschaum. Zu Hause würden die sich das nicht getrauen.“

Die Zwei schämen sich aufrichtig für ihre Landsleute aus dem Westen.

Joanas Mutter ruft an. „Es ist was Schlimmes passiert!“

„Was?“

„Nicht am Telefon. Kommt mal her. Allein!“

Wir entschuldigen uns bei Steffen und Mischa. Sie sollen derweil mal auf unser Haus aufpassen. Sie versprechen das.

Wir gehen das Haus hoch an Karins Zimmer vorbei und suchen Andrea. Irgend Jemand keucht ziemlich laut in Karins Zimmer. Andrea ist nirgends zu sehen.

„Das ist Andrea“, sagt Joana zu mir. Wir kratzen an der Tür. Andrea liegt breit auf dem Bett. Karin hat geöffnet. „Ich konnte nicht widerstehen“, sagt sie zu Joana. „Sie hat das Zimmer gemacht und mir ihren Hintern gezeigt. Und das ist ein Hintern!“

„Andrea!“, rufe ich fast. „Du musst mal auf das Haus aufpassen. Wir sind bei Joanas Mutter. Es ist Etwas passiert.“

Andrea kichert. Sie ist fast wie ich. Redselig, etwas naiv wirkend und aufgeschlossen. Ein perfekter Gastronom. Sie nimmt das Leben wie es kommt und weiß immer eine Antwort.

DDR Speisekarten

Natürlich hat mir Mutter noch andere Sachen neben den Kochbüchern ins Paket gelegt. Eine Speisekarte ist dabei, die Sie sogar auf Ebay finden. Die Karte ist heute teurer als unser Essen damals. Sie ist von dem Ferienheim. Die Preisklasse ist S. Das war das Teuerste in der DDR bis zur Umstellung, Anfang der siebziger Jahre bei der Einführung vom Delikatsortiment in Gaststätten. Wir reden von dem Haus/Hotel:

https://www.ddr-postkarten-museum.de/picture.php?/32037

Das Chateau und das Entrecote wurde am Tisch von Silber serviert und tranchiert. Sie können gern die Nutten von heute fragen, ob sie das überhaupt beherrschen. Es wurde sozusagen, als Tagliata serviert. Ich rede von einheimischem Rind, das wir in unseren Kühlhäusern oft noch etwas nachreifen ließen.

Unsere Gemeinde Partschins hat das natürlich als Rezept auch veröffentlicht:

Partschinser Küche

Es gibt sicher auch Metzger bei uns, die einheimisches Fleisch handeln.

Fleisch ~ und Fischgerichte

„Tagliata“ vom heimischen Rind mit Rucola, Parmesanhobel

und Kartoffeln sauté

€ 26,00

Das ist mal eine Portion für eine Person vom Motorrad – Hotel Peter in Petersberg/Deutschnofen der Familien Gallmetzer und Simmele:

https://www.hotel-peter.it/de/kulinarium/speisekarte