Karinka

Etela bekommt wie ihre Freundinnen, nur eine Kurzvorstellung. Sie soll morgen nicht verbraucht sein. Das Netz verlangt das volle Engagement. Ihr Einkommen hängt davon ab. Etela sieht ein, an ihrem Verhältnis als Dienstleister hat sich im Grunde nichts verändert. Nur minimal die Form des Dienstes. Sie sieht den Vorteil in einem gerechteren Einkommen. Davon kann sie auch Selma und Alex überzeugen. Karinka ist das seit ihrem Dienstantritt bewusst. Nur mit einem Unterschied. In der Bar wurde sie von Unbekannten intim berührt. Jetzt von Freunden. Und das ist ihr alle Mal lieber.

Die Vier schlafen ein während eines Filmes. Etela hat den sowjetischen Film, „Rette sich wer kann“ gezeigt. Alle haben sich köstlich amüsiert. Alex will unbedingt eine Kopie des Meisterwerkes an sowjetischer Komik.

Am kommenden Morgen gehen sie geschlossen zum Frühstück. Tim serviert. Er lächelt. Früher hat Tim selten gelächelt. Jetzt lächelt er über die gesamte Breite seines freundlichen Gesichtes.

Er singt beim Servieren.

„Du bist ja völlig verändert“, sagt Karinka

„Adam hat Zauberhände.“

Karinka staunt bei der Äußerung.

„Du wirst doch nicht etwa die Seite wechseln.“

„Keinesfalls. Ich liebe dich.“

Er küsst Karinka auf die feinen gepolsterten Lippen.

„Du bist die richtige Frau für einem armen Koch wie mich. Du trägst weder Lippenstift, noch Wimperntusche, noch Nagellack. Und trotzdem bist du die Schönste.“

Karinka ist sichtbar berührt von diesem Kompliment samt Antrag.

„Bei deinen Qualitäten muss ich mir das doch ernsthaft überlegen.“

Karinka denkt dabei an die Länge seiner Finger. Irgend wann hat sie gelesen, die Fingerlänge sagt Etwas über die Schrittgröße aus. Beim Überlegen schaut sie genau an diese Stelle bei Tim.

„Du wirst nicht enttäuscht sein von mir“, sagt Tim. Er bemerkt den Blick von Karinka und schiebt extra die Hüfte leicht nach Vorn.

„Kommt bald der Kaffee?“, ruft Clara. Sie lacht dabei. Clara wirkt auch frisch und wie neu geboren. Das ganze Kollektiv ist ein einziges Lächeln. Jetzt scheint man sich richtig zu kennen. Die Oberflächlichkeit wurde besiegt. Und das ausgerechnet bei intimen Beziehungen.

Mit dem Kaffee in der Hand, gibt Clara die Einteilung bekannt.

Jarosch fragt, ob der Kaffee gespritzt ist. Alle lachen.

Heute habe ich Joana als Epub aufgenommen

Ich habe es zwei Tage auf frei gesetzt. Betrachten Sie das bitte als Weihnachtsgeschenk. Das ist ein Rohdruck, den ich aber bei Amazon und BoD schon veröffentlicht habe.

Ich wünsche natürlich viel Spaß beim Lesen. Ich hätte den Titel auch ‚Vertreibung aus dem Paradies‘ nennen können. Den gibt es leider schon. Die Erzählung handelt von einem jungen Unternehmerehepaar der DDR, die mit der Wende, teilweise der westlichen Kultur verfallen. Eher aus Neugierde. Freunde des Ehepaares, handeln mit Liebes – Produkten. In der DDR gab es das bis zur Wende nicht. Das erweckte eine gewisse Neugierde und brachte etwas aufmunternde Abwechslung in den kommenden trostlosen Alltag. Die Zwei mussten sich eine neue Arbeit suchen. Und dafür reisten sie zusammen mit Freunden. Wie die meisten Liebesromane der Klassik, habe ich diesen Liebesroman in einem politischen Umfeld angesiedelt. Stellen Sie sich auf ähnlich strenge Beschreibungen ein, wie Sie z.b. bei ‚Marquis de Sade‘, ‚Hasenherz‘ und ‚Casanova‘ lesen können.

Mir fällt gerade auf, ich muss meine Leseproben den jeweiligen Büchern zuschreiben. Das werde ich unter der Kategorie Leseprobe einrichten. Damit haben Sie die Möglichkeit, die jeweiligen Inhalte etwas näher kennen zu lernen.

Begraben im Weiher

Kaum offenbart er Felix seine Feststellungen und Monikas Funde, fängt Felix an zu lachen.

„Was hast du gedacht?“

„Ich dachte, ihr habt eventuell die Mädchen gezwungen.“

„Das ist völlig irre. Die Frauen kamen zu uns mit der Idee. Sibyla hat das nur umgesetzt.“

„Alles klar. Ich gehe jetzt auch nicht unbedingt davon aus, ihr hättet eine der Frauen vergewaltigt.“

„Das wäre erstens nicht notwendig. Und, zweitens, nicht in unserem Interesse.“

„Entschuldige bitte, Felix.“

„Angenommen. Haben dir die Filme gefallen?“

„Monika schaut diese Filme. Sie sucht die Frauen. Auch das Team.“

„Die Namen kann ich dir samt Adresse ausdrucken.“

„Ich möchte die Frauen nur befragen. Ich brauche Anhaltspunkte. Ihr seid in meinen Augen, unschuldig.“

„Wir helfen dir gern.“

„Das habe ich bei Sibyla gemerkt?“

„Hat sie dir Fleisch gezeigt?“

„Die ist ja heißer als Grillglut.“

„Wir alle möchten, dass du den Täter findest.“

„Monika hat Kopien genommen von deinen Videos.“

„Hilft es?“

„Ich werde überflüssig.“

„Das ist sicher nur vorübergehend.“

„Mir hält das aber den Rücken frei.“

„Hier hast du die Adressen der Frauen. Sie wohnen alle, bis auf zwei, in den Hotels.“

„Ich gehe davon aus, die Hotels in unserer Nähe kommen in Frage. Zumindest vorerst.“

„Ich auch.“

„Mario war aber Gast in allen Hotels?“

„Er überbringt auch die Gage.“

„Also, überbringen mehrere Personen die Gage an die Frauen?“

„Das ganze Team. Wegen der Bargeldgrenzen.“

„Gut organisiert.“

„Sibyla hat das so eingerichtet.“

„Sibyla wird mir immer sympathischer.“

„Ja. Sie passt zu Südtirol.“

„Mich freut, den Verdacht bei Seite legen zu können.“

„Uns freut das ganz besonders.“

„Für mich steht die Frage, wer jetzt in Frage kommt.“

„Hast du die Freier schon überprüft?“

„Ich bin dabei. Alois hat die Spermaproben ausgewertet.“

„Na das ist der absolute Clou. Ist das so leicht möglich?“

„Naja. Die Pandemie hat ihm geholfen.“

„Ich muss jetzt lachen. Das, was wir früher nicht wussten, wissen wir jetzt.“

„Ich weiß nicht, ob das unbedingt ein Vorteil ist.“

„Das ist sicher keiner. Unwissen schafft auch Frieden.“

„Ich glaube auch, es wird ziemlich unruhig werden bei uns.“

„Gibt es vielleicht Verdächtige in dieser Richtung?“

„Naja. Iva wurde mit sehr viel Kraft erwürgt. Frauen sind da wohl fast ausgeschlossen.“

„Doch nicht etwa unsere Frauen?“

„Ich verstehe. Du meinst, sie haben die Kraft.“

„Da bin ich mir sicher.“

„Du machst es mir nicht leichter.“

Beide lachen.

„Ich muss los.“

„Viel Glück. Schau auch mal bei den Familien nach.“

Toni kann sich Felix als guten Spitzel vorstellen. Der hat die nötigen Verbindungen. Marco kann er das nicht erzählen. Der würde versuchen, Felix sofort ein zu spannen.

Jedenfalls ist der Tipp von Felix eine neue Spur. Mit der Liste in der Hand, besucht Toni jetzt die Frauen in den Hotels. Eine neue Runde steht ihm bevor.

Zunächst möchte Toni die Familien befragen. Zumindest jene Mitglieder, die bei uns in Südtirol waren. Die Familien und ihre Beziehung untereinander, könnten ein Motiv sein. Marco hat das bereits angedeutet.

Die Familien sitzen nicht mehr im Haft. Sie müssen sich lediglich täglich melden. Deren Anwälte haben das durch gesetzt. Sie befinden sich alle in Bozen im gleichen Hotel. Hotel Aria. Toni freut sich darüber. Vielleicht verstehen sie sich danach etwas besser.

Begraben im Weiher

Die Nachricht bedeutet, Marco hat eine Spur. Er möchte Toni auf diese Spur setzen. Toni ermittelt aber gern in der Breite. Seine anderen Spuren sind keineswegs bedeutungslos.

Bei Monika angekommen, bestätigt sich Tonis Strategie. Alois hat die Inhaber der Spermaproben sicher heraus bekommen.

Toni übergibt Monika die Pornovideos. Der Großteil sind die Produktionsvideos. Auf denen sind reichlich Helfer und fast alle Mitarbeiter zu sehen. Während er duscht, hört er Monika mehrmals stöhnen.

„Hast du Schmerzen?“, ruft er aus der Duschecke.

„Jaah.“

„Soll ich den Arzt rufen?“

„Der ist schon hier.“

Toni erschreckt und rennt schnell ins Zimmer. Nackt und nass. Er hört ein hell summendes Geräusch.

„Du Ferkel“, ruft er zu Monika.

„Du kannst dir Zeit lassen beim Duschen. Der Doktor hat schon mehrmals geholfen.“

„Dann kann ich heute wenigstens in Ruhe essen.“

„Lass dir viel Zeit und guten Appetit.“

Monika hat Toni eine Riesenforelle gefüllt und gegrillt. Eigentlich ist das jetzt eine ungünstige Jahreszeit für den Verzehr von Süßwasserfischen. In Monaten mit R schmeckt der Fisch am besten. Toni riecht kurz.

„Gut gewürzt“, ruft er Monika zu.

„Jha“, antwortet sie.

„Iss endlich.“

„Hast du schon Etwas gefunden?“

„Iiisch suuche nhooch.“

Toni kommt mit dem Fisch aus seiner Duschecke. Monika lächelt matt Toni an.

„Nimm dir Zeit beim Essen.“

„Ich sehe. Die Doktoren haben geholfen. Drei Freunde auf einmal.“

„Heute kannst du ruhig schlafen.“

„Danke, ihr Doktoren.“

Am Morgen wirkt Monika frisch wie ein Neugeborenes. Sie ist wie aufgezogen.

Monika zählt die Namen der Spermaspender auf. Toni lacht.

„Der Eintänzer und auch der Fischer sind dabei.“

Ein Name macht Toni nachdenklich. Markus.

„Der Markus von der Schleuse hat sie auch gebumst.“

„Mich wundert das nicht.“

„Weißt du mehr?“

„Wahrscheinlich wollte er Ema heiraten. Die Familie redet darüber.“

„Ema? Gut. Aber er kann doch sicher Ema von Iva unterscheiden.“

„Das denke ich auch.“

„Hat Markus Freunde bei den anderen Gastronomen?“

„Ich höre nichts davon bei den Vernehmungen.“

„Ich schätze, dort ist ein Ansatzpunkt.“

„Du wirst wohl zuerst Markus etwas genauer befragen müssen.“

„Kannst du das?“

„Ich habe noch etwas zu tun. Vielleicht sind noch ein paar Anhaltspunkte in den Videos zu finden.“

„Ich sehe schon. Die Doktoren sind alle angesteckt.“

„Du wolltest doch schon immer mal etwas Urlaub.“

„Sind die Doktoren dir nicht etwa zu klein?“

„Das ist ja gerade das Schöne. Der große Doktor hat jetzt Urlaub.“

Beide lachen.

„Wie lange hat der Doktor denn Urlaub?“

„Bis der Strom ausgeht.“

Monika lacht.

„Die behandeln mich genau nach meinen Wünschen.“

Toni bereut jetzt etwas seinen Umgang mit Sibyla.

„Sibyla hat mir gestern ihr Nest gezeigt.“

„Und. Hast du Eier gesucht?“

Die Frau ist einfach nicht eifersüchtig zu bekommen. Die Doktoren scheinen Monika gut zu behandeln. Sie wirkt jetzt viel gelassener.

„Gibt es sonst noch Neuigkeiten?“

„Ja. Bei den Spermaspuren sind immer noch zwei Unbekannte.“

„Iva ist wohl vom ganzen Ort besprungen worden?“

„Das scheint so.“

„Die Familie von Ema und Iva war auch in Südtirol.“

„Die ganze Familie?“

„Nein. Nur die Männer.“

„Mein Gott. Das reicht nach viel Arbeit.“

„Lass dir Zeit. Ich bin gut versorgt.“

„Ich muss die Videos wieder zu Felix bringen.“

„Ich habe sie schon kopiert.“

„Die sind mit Kopierschutz. Das ist kriminell.“

„Für den privaten Gebrauch, nicht.“

„Dein Wort in Gottes Ohr.“

„Wir sind Ermittler.“

Toni nimmt die Filme auf den Dongels mit. Er fährt zuerst zu Felix. Den hat er schon angerufen. Er wartet.

Begraben im Weiher

„Wo sind die Frauen jetzt. Hier oder schon wieder zu Hause?“

„Einige sind hier. Ich gebe dir heute Abend ihre Adressen.“

„Die Hoteliers wollen aber kein Aufsehen.“

„Das kann ich gut verstehen.“

„Wann kommt das Filmteam wieder zu uns?“

„Du hast eine Hälfte von ihnen eingesperrt. Die anderen arbeiten nur am Schnitt und an der Filmqualität.“

„In Deutschland oder auch hier? Sind Einheimische dabei?“

„Die würde ich dir sicher nicht verraten. Es sein denn, die hätten mich beschissen. Das haben sie aber bis jetzt noch nicht.“

„Danke, meine liebe Sibyla. Wir sehen uns.“

„Du hast doch nicht etwa noch zehn Minuten Zeit?“

„Willst du mir eine Zigarette ausgeben?“

„Gerne.“

Sibyla bemüht sich, eine Stellung einzunehmen, mit der sie ihre Oberschenkel Innenseite zeigen kann. Toni beißt fast den Filter ab. Wunderschön. Und rasiert. Wenn das Monika sehen könnte. Toni hätte sofort den Saumogn (Aschenbecher) im Nacken. Toni hält stand. Des guten Kaffees wegen. Auch die Zigarette ist nicht zu verachten. Eine Kubanische.

Er fragt sich, woher Sibyla die kubanischen Zigaretten bezieht.

Das wunderschöne Stelldichein hat ein Ende. Toni muss jetzt wieder zur Tageskost. Monika hat schon drei Mal angerufen. Toni hat es leicht an der Vibration in der Hose gespürt. Er geht bis zum Motorrad, um mit ihr zu sprechen. Sibyla scheint trotzdem zu zuhören. Sie steht nackt am Fenster und winkt.

„Wir reden oben bei dir. Es gibt reichlich Neuigkeiten.“

„Bei mir auch. Du sollst Marco anrufen.“

Toni ruft Marco an.

„Henrich ist in Bozen bei uns. Wir haben ihn fest gesetzt und vernehmen ihn.“

„Sind seine Eltern auch da?“

„Nein. Aber Kamila, seine Schwester. Die sitzt auch bei uns.“

„Gibt es sonst noch Neuigkeiten?“

„Die habe ich alle zu Monika geschickt. Dafür brauchst du etwas Zeit. Es sind auch Erkenntnisse von Alois dabei. Du wirst staunen.“

Begraben im Weiher

Toni fährt los. Er muss heute wieder zu Sibyla. Monika hat ihm beim Abschied versprochen, sofort anzurufen bei neuen Erkenntnissen.

Zuerst möchte er bei Felix vorbei schauen. Felix muss doch Etwas wissen, denkt er sich. Felix empfängt Toni zwischen den Türen. Er muss auf Arbeit. Als er Toni trifft, ruft er auf seiner Stelle an, er käme heute etwas später. Die Zwei gehen in seine Wohnung. Die ist gut aufgeräumt.

„Hast du eine neue Frau?“

„Ema kommt manchmal vorbei zum Aufräumen.“

„Du hast also gewusst, Ema ist nicht das Opfer.“

„Nein. Erst viel später sagte mir Ema, Iva ist das Opfer.“

„So lange war ich nicht hier?“

„Scheint so.“

„Hast du etwas von der Nebentätigkeit der Zimmermädchen gewusst?“

„Ja.“

„Hast du auch Fotos oder gar Filme davon?“

„Aber sicher. Alle.“

„War da auch Ema und Iva dabei?“

„Das ist auch mit der Grund, warum Ema nicht mehr hier wohnt.“

„Warum hast du mir das verschwiegen?“

„Du hast nicht danach gefragt.“

„Kannst du mir die Filme leihen?“

„Zwei Filme lässt du aber bei mir.“

Die Zwei lachen.

„Du Ferkel“, sagt Toni.

„Wenn Ema kommt, kontrolliert sie, ob die Filme noch da sind. Sie möchte vermeiden, dass Andere sie sehen.“

„Ach so. Das kann ich zwar nicht verstehen. Ema ist doch wunderschön.“

„Zu schön für diese Branche.“

„Lief da etwas mit Minderjährigen?“

„Meines Wissens, nicht. Die Frauen waren alle aus dem Gastgewerbe. Kellnerinnen, Zimmermädchen, Rezeptionistinnen.“

„Das komplette Spektrum?“

„Sogar zwei Köchinnen sind dabei.“

„Was hat Ema so verdient damit?“

„Zu Viel nicht. Aber, es hat geholfen.“

„Damit ist Ema ja die Mitbesitzerin deiner Wohnung.“

„Das ist mal sicher. Ich schätze, sie hat den größten Teil bezahlt.“

„Du solltest dich wieder mit ihr versöhnen.“

„Das habe ich auch vor. Sie ist meine Frau.“

„So schnell kann Unsereins erwachsen werden. Beachte mal Folgendes. Ema hat einen Lohn nach Hause geschickt und euch den Großteil der Wohnung bezahlt.“

„So sehe ich das auch. Ich wusste aber nicht, wie Viel sie nach Hause geschickt hat. Langsam bekomme ich noch viel mehr Respekt für ihre Leistung.“

„Ich muss noch zu Sibyla nach Lana.“

„Sage Sibyla einen schönen Gruß von uns. Sibyla hat das organisiert.“

Also hat Sibyla das Organisatorische getan. Toni notiert sich das. Er dachte zuerst, Danka und Lenka wären die Organisatoren. Die sind praktisch, Werbekräfte von Sibyla. Das Futter reicht für den Besuch in Lana.

Kaum ist Toni im Garten von Sibyla, kommt sie schon gelaufen. Andreas ist schon wieder auf Arbeit. Trotzdem hat Sibyla, Herrenbesuch. Der stellt sich mit Klaus vor. Er klingt bayrisch.

„Das ist Klaus. Er ist Oberkellner bei Mario im Hotel Kurve.“

Toni stellt sich vor und möchte auch gleich wissen, was er hier will.

„Er kommt regelmäßig zur Abrechnung.“

„Das kann er doch überweisen.“

„Überwiesen wird bei uns selten Etwas“, antwortet Klaus.

Toni macht sich seine Gedanken dazu. Das interessiert ihn aber wenig. Marco hätte vielleicht mehr Interesse.

Klaus verschwindet und lässt die Zwei allein.

„Hast du natural abgerechnet?“

„Nein. Klaus hat mich nur überrascht beim Duschen.“

„Ich bin hier wegen der Pornos. Ich habe die in meiner Tasche. Wollen wir uns die gemeinsam anschauen?“

„Die habe ich selbst alle. Wenn uns Andreas erwischt, gibt er dir Hiebe.“

„Davor hätte ich keine Angst. Ich möchte nur wissen, wer die Frauen betreut hat.“

„Ich. Du hast das sicher schon von Anderen erfahren.“

„Arbeiten Danka und Lenka in deinem Auftrag?“

„Nicht nur die.“

„Langsam wird es Zeit, mal Etwas auszupacken.“

„Das glaube ich auch.“

Sibyla erzählt Toni von der Struktur ihres Unternehmens. Sie erhält Prämien. Und die sind nicht zu verachten. Dazu organisiert sie Privatpartien in Hotels und Swingerclubs. Die Hotels sind damit schon mal ihre Puffs. Eigentlich freut das Sibyla. Sie muss keine Räume anmieten. Sie hat keinen Streit mit Behörden. Nur organisatorische Aufgaben.

„Dann bis du ja Zuhälterin.“

„Zuhälter, bitte.“

„So schnell wird auf das weibliche Privileg verzichtet.“

Beide lachen.

„Ich habe Kaffee fertig.“

„Die Pornos dreht ihr in Deutschland?“

„Meist in den Hotels. Wenn du sie anschaust, wirst du einige Hotelzimmer wieder erkennen.“

„Werden die Filme gut gekauft?

„Eigentlich war das mal als Werbematerial geplant. Die Kunden sollten so auf die Modelle aufmerksam gemacht werden.“

„Wie organisiert ihr jetzt die Verteilung?“

„Die Gäste bekommen einen Rabattcode, den sie an der Rezeption vorweisen.“

„An der Nummer seht ihr dann, wer – was – wen will?“

„Genau.“

„Also müssen die Hoteliers davon wissen?“

„Nicht unbedingt. Die Rezeptionisten machen das.“

„Dann hast du ja ein schönes Netzwerk aufgebaut.“

„Ja und? Unsere Familien haben nach 1990 Alles verloren. Wir holen nur unser Eigentum zurück.“

„Deine Mittel sind allemal recht überzeugend.“

„Danke.“

Sibyla zieht gleich ihr Nigliche etwas zurück. Sie hat fast so schöne Schenkel wie Monika. Toni rollt mit den Augen.

„Wie viele Frauen vermittelst du?“

„Etwa zwanzig.“

„Kannst du mir die Namen geben. Ich brauche deren Aussagen.“

„Nicht gerne; aber ich gebe sie dir.“

„Kommen die Mädchen freiwillig zum Film oder braucht es etwas Druck?“

„Das wäre kriminell. Mode, Aussehen, Schmuck und Parfüm sind unsere stillen Partner. Unsere Frauen wollen schön aussehen. Sie werben um einen Mann im Westen.“

„Das ist ja fast wie in der Filmbranche.“

„Ja und? Stehen die Leute etwa vor den Gerichten?“

„Die Wenigsten.“

„Nur, wenn die Frauen auspacken. Dann wird es lustig.“

„Im Grunde kann man den Machern nichts vorwerfen. Die Frauen wollen es so.“

„Genau.“

Begraben im Weiher

„Die Stammgäste muss ich befragen.“

„Oh. Das hat auch für mich Folgen.“

„Ich bin nur ein privater Ermittler. Keine Sorge.“

„Also kommt Nichts in die Zeitung?“

„Das kann ich dir versprechen.“

„Dann werde ich mal die Rezeption benachrichtigen.“

„Ich muss aber noch etwas Anderes wissen. Auch Namen.“

„Und die lauten?“

„Emil, Ilona, Henrich, Kamila.“

„Das haben wir relativ schnell. Du kannst direkt warten. Willst du einen Kaffee?“

„Gerne.“

Toni möchte wissen, ob die Nachbarfamilie von Ema bei uns in Südtirol war. Sicher hätten die Frauen die Familie erkannt. Meist haben die Putzkräfte aber keinen Kontakt mit den Gästen. Und wenn, dann eher während der Hausreinigung oder bei sonstigen Kontakten. Das will Toni erfahren.

Marco hat inzwischen erfahren, als was die Nachbarn arbeiten. Sie sind Markthändler und produzieren kleine Souvenire.

Kaum hat Toni den Kaffee am Mund, kommt Paul wieder.

„Die waren bei uns. Vor Kurzem.“

„Danke.“

Paul gibt Toni den Ausdruck. Toni fotografiert ihn und schickt das Bild sofort zu Monika.

„Wie sieht es mit dem familiären Besuch Ihrer Beschäftigten aus?“

„Davon können wir sicher auch einen Ausdruck anfertigen.“

„Den kannst du bitte direkt zu Monika schicken. Ich bitte dich, den selbst anzufertigen.“

„Das mach ich dir gern. Unsere Familie möchte zu gern den Täter verhaftet wissen, der Iva auf dem Gewissen hat.“

Paul gibt Toni Rippelen mit. Fast vier Kilo.

„Hat sich mein Appetit schon herum gesprochen?“

„Das ist bereits Ortsgespräch.“

Beide lachen und verabschieden sich.

Toni muss jetzt noch in die Töll. Zur Schleuse.

Kaum betritt er das Restaurant, wird er von einer Rauchwolke empfangen. Am Tisch sitzen ein paar Männer, die Karten spielen. Hinter den Tresen steht Christoph, der Wirt. Er ist etwas angetrunken. Sein Sohn, Markus begrüßt Toni. Er kennt Toni gut. Er ist auch Motorradfahrer. Sie sind gelegentlich ein paar Runden zusammen gefahren.

„Was verschlägt dich zu uns?“

„Der Mord an Iva.“

„Die kannte ich gut. Mir tut das sehr Leid. Sie haben bei uns gelegentlich geputzt. Wie geht es Ema?“

„Die wird in der kommenden Zeit erst mal nicht zum Putzen kommen. Ihr werdet euch andere Kräfte suchen müssen.“

„Danke für den Hinweis.“

„Deine Mama und deine Schwester sind nicht da?“

„Du weißt doch, die arbeiten abends.“

„Alles klar. Waren nur Ema und Iva bei euch putzen oder auch deren Kolleginnen?“

„Nein. Nur die Zwei.“

Mitteilung 051122

Meine lieben Leser, ich habe jetzt Die Saisonpause zu meinem Laden hinzugefügt. Das Ebook mit Cover kostet im Angebot drei Euro. Auf Amazon und bei BoD ist es in gedruckter Form erhältlich. Beschreibungen zu den von mir veröffentlichten Büchern füge ich etwas später hinzu. Es folgen noch die Südtiroler Krimis: Vermisst im Martelltal, Leblos im Schnalser Stausee und Steinschlag im Suldnertal. Die Form eines Krimis habe ich in den Novellen als Handlungsbasis benutzt, weil ich damit besser auf unsere Südtiroler Landschaft, Bevölkerung und Lebensbedingungen eingehen kann. Ich versuche damit, etwas Spannung in die Erzählung zu bringen. In dem Sinne, dürfen Sie diese Krimis als leichte Unterhaltungsliteratur betrachten. Den neuesten Krimi, Begraben im Weiher von Rabland, widme ich dem Biotop unseres Ortes. Bei meinen täglichen Besuchen dort fällt mir der Baufortschritt auf. Ich muss sagen: Alle Achtung. Persönlich habe ich als Koch bei vielen solcher Bauprojekte gedient. Sowohl bei einem Pumpspeicherwerk in Markersdorf/Erzgebirge, bei Begrünungen und Renaturierungen in unseren Braunkohletagebauen und Stauseen als auch bei der Beseitigung von schweren Waldbrüchen im Erzgebirge und Vogtland. Damit traue ich mir schon etwas zu, den Baufortschritt optisch bewerten zu können. Neben diversen Begrünungen habe ich natürlich auch Erfahrungen als Koch-Bergmann in verschiedenen Tagebauen sammeln können. Selbst bei dem Pipelinebau – Drushba war ich drei Jahre dabei. Unsere Hauptaufgabe bestand in erster Linie darin, Neubaugebiete, die Umgebung samt Naherholungsräumen, zu gestalten. In der Zeit auf Montage war Essen kochen eher eine Art Nebenbeschäftigung. Ich wollte mich als Koch nie vor der eigentlichen Arbeit verdrücken und habe meine Kücheneinsätze so kurz wie möglich gestaltet. Unsere Genossenschaft war übrigens der größte Erdbeererzeuger der DDR. Liebe Grüße ins Martelltal.

Einheimische werden wissen, wo ich dieses Cover fotografiert habe. Es ist der Blick von Mölten ins Unterland. Bei einem anderen Cover habe ich den Stausee von Gles gewählt.

Begraben im Weiher

Sie kommt mit dem Telefon in der Hand.

„Veronika ist dran.“

Marco nimmt ab.

„Es gab Streit wegen sexueller Belästigung. Ema hat das auf der Gewerkschaft als Notiz hinterlassen“, sagt Marco.

„Dann ist das wahrscheinlich auch der Grund für die Wechsel?“

„Ganz sicher.“

„Warum hat die Gewerkschaft nichts unternommen?“

„Das lässt sich schlecht beweisen.“

„Wir müssen mit dem Arzt sprechen, der Ema behandelt hat.“

Veronika sagt Marco den Name des Arztes. Sie rufen gleich an dort.

Beim Arzt angekommen, erfahren die Zwei, weswegen Ema bei ihm war. Sie hat sich selbst in dem Arm geschnitten.

„Der Schnitt ist ihr etwas zu tief geraten.“

„Hat sie gesagt, warum sie unbedingt wechseln möchte?“

„Viel musste sie mir nicht sagen. Sie hatte sehr viele Schlagspuren und Hämatome.“

„Hast du davon Fotos. Sind die den Carabinieri gemeldet worden?“

„Ich habe Fotos. Den Carabinieri habe ich nichts gemeldet. Ema wollte das nicht.“

„Hat sie Aussagen zu den Tätern gemacht?“

„Ich glaube, Andeutungen mit bekommen zu haben. Sie sprach zuerst von der Arbeit, Stößen an Gegenständen und Möbeln, sowie von Stürzen.“

„Auch von Gästen?“

„Von Stammgästen.“

„Wir kommen sicher noch mehrmals zu dir. Alle Fragen sind uns noch nicht geläufig. Die ergeben sich erst mit dem Stand der Ermittlungen.“

„Gerne.“

„Wir wüssten gern, wo Ema und ihr Mann wohnen. Ema hat doch eine Bürgerkarte. Nur, die Adresse stimmt nicht.“

„Ich würde einfach zu der Wohnanschrift der Karte fahren und dort fragen.“

„Wir müssen noch ihrem Mann, Bescheid geben. Der weiß es sicher noch nicht.“

Die Zwei fahren zu der Anschrift des Paares. Auf der Klingel steht der Name. Sie läuten. Die Sprechanlage knarrt sie an. Ein Mann ist an der Gegenseite.

Die Zwei stellen sich vor und bitten um Einlass. Schon springt die Tür auf. Sie hören in der zweiten Etage die Wohnungstür. Ein Mann ruft sie zu sich herauf.

„Felix“, stellt er sich vor.

„Worum geht es?“

„Wir müssen ihnen etwas Schreckliches mitteilen. Ihre Frau wurde tot aufgefunden.“

Felix treten sofort die Tränen in die Augen. Er kann es kaum fassen. Sie gehen zusammen in die Wohnung. Die ist sparsam eingerichtet.

„Wir leben eigentlich nicht mehr zusammen. Ema hat immer in den Hotels übernachtet, in denen sie gearbeitet hat.“

„In welchem Hotel hat sie denn übernachtet?“

„Im Hotel Auge in Rabland.“

„Danke. Wir melden uns bei dir für weiteren Fragen.“

„Klären sie das bitte auf. Ema hat das nicht verdient.“

„Warum sind sie auseinander gegangen?“

„Das liegt an mir. Ich bin eifersüchtig. Ich wollte, Ema solle den Beruf an den Nagel hängen.“

„Warum?“

„Sie hat mir immer von Belästigungen erzählt. Trotzdem hat sie sehr gutes Geld verdient. Das haben wir für unsere Wohnung dringend gebraucht.“

„Kam sie immer regelmäßig zur gleichen Zeit nach Hause?“

„Eben nicht. Das war auch der Grund des Zerwürfnisses.“

„Warum hast du sie nicht auf Arbeit abgeholt?“

„Das frage ich mich auch jetzt im Nachhinein.“