Der Start von Joana 2

Das ist mein Blogcover dafür. Sozusagen, für jeden Bereich ein Extracover.

Joana

Zweiter Teil

Novelle

von KhBeyer

Alle

handelnden

Personen,

Erlebnisse

und

Stationen

sind

frei erfunden.

KhBeyer

Vorwort

Nach der Annexion der DDR

und der Plünderung unserer Betriebe,

blieb uns nur die

Möglichkeit,

selbstständig ein

neues Leben zu beginnen.

Die neuen Besitzer unserer Betriebe

wollten uns keinen Lohn

bezahlen, der benötigt wird,

um damit unsere Lebenskosten

zu bestreiten.

Im Gegensatz zur DDR,

hätten wir einen Lohn unseres

gemeinsamen Einkommens,

für Miete und Nebenkosten

benötigt.

Uns blieb nur die

Möglichkeit,

das Land,

unsere Heimat,

unsere Familie

und

unsere Freunde

zu

verlassen.

Auszug aus Joana

Die Besatzer haben viele Polizisten einfach raus geschmissen aus ihren Ämtern und Stationen. Sobald der Polizist ein Parteibuch der SED hatte, war er fällig. 1933 lässt grüßen. Nur die braunen Hemden fehlen. Die sind jetzt weiß und mit dunkelblauen Wollmänteln behangen. Fast wie, ‚Schwarzblau ist die Haselnuss.‘

Wir fahren bei Herbert vorbei. Geht es ihm wieder besser?

Zu Hause angekommen, werden wir von einem Strich empfangen. Herbert. Er wiegt keine fünfzig Kilo mehr. Wir sind erschüttert. Brigitte lässt uns einen Kaffee durch und fragt, ob wir mit Abendbrot essen möchten. Herbert fragt, wie es mit dem Geschäft steht.

„Alles ist genehmigt. Wir warten jetzt auf den Finanzierungsplan.“

„Und die Handwerker? Die haben doch sicher alle Hände voll zu tun.“

„Das macht sie nur teurer. Darauf haben sie vierzig Jahre gewartet. Die Besatzer haben ihre eigenen Handwerker mit. Die DDR Handwerker stehen Außen vor.“

„Und? Können sie wenigstens gleich anfangen?“

„Der Dachdecker kommt aus dem Ort. Der fängt gleich als Erster an. Danach kommt der Klempner und Elektriker. Zuletzt der Leichtbau.“

„Und Dir geht nicht die Hose bei dem Umfang?“

„Naja. Sicher bin ich mir nicht ganz. Was soll ich tun?“

„Ihr hättet weg gehen können.“

„Wir gehen weg von unseren teilweise kranken Eltern und Großeltern? Sollen wir Euch im Stich lassen?“

„Schlaft Ihr hier?“, fragt Mutter.

„Nein. Wir müssen unsere Schulden bewachen.“

Wir fahren zurück in unser neues Heim.

Am Morgen kommt der Chef der Sparkasse mit seinen Kollegen. Er hat den Finanzierungsplan mit. Es gibt diverse Hilfsprogramme von Aufbaubanken. Die aktuellen zwölf Prozent Zinsen sollen damit teilweise halbiert werden. Die Bedingungen sind für uns annehmbar. Wir verstehen nur die Hälfte von dem ganzen geschriebenen Text. Das ist sicher auch die Absicht dahinter. Zumindest sind wir gewohnt, geschriebene Gesetze zu verstehen. DDR Gesetze waren eindeutig und Verträge auch. Wildwest hält bei uns Einzug. Wir unterschreiben und werden ab jetzt, heuchelnd – freundlich gegrüßt. Es gibt dutzende Ratschläge. Keinen davon können wir gebrauchen. Im Lager stehen noch ein paar Schnapsflaschen aus DDR Zeiten. Mangelware ist dabei. Ich biete den Herrschaften zur Feier des Vertragsabschlusses einen Apfelschnaps an. Die Gesichter verraten uns, dass die von der DDR und ihren Produkten wenig halten. Keiner der Leute verrät mir seinen Namen und Keiner bietet uns das Du an. Alles ist anonym.

Vor der Haustür steht der Dachdecker. Er könnte die Woche anfangen. Über den Preis werden wir uns schnell einig. Wir decken mit Kunstschiefer. Einheimischer Schiefer, der traditionell hier gedeckt wird, wird über Nacht unbezahlbar. Der Preis verzehnfacht sich. Der Dachdecker hat mir davon auch abgeraten. Die Last wäre zu hoch bei unserem großen Bau.

Der Klempner steht auch schon da. Er kommt zusammen mit seiner Frau. Sympathische Leute, die Zwei. Julia geht mit der Kamera ihrem Rolf hinter her. Sie fotografiert und schreibt, während Rolf misst und diktiert. Joana kocht den Zweien inzwischen einen Kaffee.

Auszug aus Joana 1.Teil

Ab heute fahren wir auch ins Gewerbegebiet Röhrsdorf. Dort bauen die Unternehmen noch reichlich Gewerbe- und Verkaufsflächen. Ein gleiches Zentrum entsteht gerade in Karl-Marx-Stadt Süd. Glücklicherweise liegt das auch direkt an der Autobahn. Das wäre der nächste Schritt für unsere Kundenwerbung. Sollte noch ausreichend Zeit zur Verfügung stehen, werden wir dieses Gebiet zumindest für eine Woche anfahren. Unser Ziel ist jetzt, noch genug Gewinne abzugreifen. Eine organisierte Vertreibung darf nicht zu unserem Schaden stattfinden. Zumindest die Verursacher sollten gleichberechtigt da stehen. Wir lassen uns doch von Denen nicht drei Mal ausnehmen. Schon gar nicht von plündernden Besatzern.

Joana ist mit meinem Plan zufrieden. Steffen und Karin auch. Andrea, Renate und Jochen sind etwas besorgt. Trotzdem danken sie uns für unser Engagement. Bei dieser Kirchensekte wollen sie nicht arbeiten. Angebote gab es wahrscheinlich schon von der Seite. Wer seine Kinder liebt, wird diese Sekte auch nachhaltig meiden.

Ein Gespräch mit Andrea und Jochen bahnt sich an. Joana fragt Jochen, ob er nicht einen Teil ihrer Runde mit übernehmen würde. Jochen müsste also mittags unser Essen mit ausfahren. Mit den Blick auf ein paar Rücklagen oder den eventuellen Kauf seiner Wohnung, erklärt er sich einverstanden. Jochen wird unser neuer Fahrer. Joana übernimmt Teile meiner Runde.

Wir vereinbaren einen Prämiensatz. Für jede ausgelieferte Portion gebe ich dreißig Pfennig als Prämie zum Lohn. Alle sind einverstanden.

Renate geht ab kommenden Morgen mit Zimmer putzen. Wir haben nur noch halbe Belegung. Viele Gäste finden unsere Zufahrt nicht. Die Anreisen entwickeln sich langsam zur Telefonkonferenz. Selbst bei der Essensauslieferung klingelt pausenlos das Telefon. Mit jedem Essen verteilen wir auch unsere Prospekte. Viele unserer Essenskunden buchen auch Zimmer. Das Essensgeschäft läuft trotz dieses Handicaps. Wir sind bei fast sechshundert Essen außer Haus. Mit den Gewinnen könnte ich zwei Raten für unser Hotel bezahlen. Zum Abgreifen reicht das. Wer lässt sich schon gern ohne Geld aus dem Haus vertreiben?

Mischa hat uns einen feinen Transporter gesucht. Der wird jetzt in Dienst gestellt. Unser Fuhrpark hat jetzt vier Transporter und unseren Fekta.

Jetzt steht noch die Frage, mit welchem Fahrzeug wir uns verabschieden. Das möchte etwas länger halten und ziemlich neu sein.

Klaus ruft an. Am Wochenende kommen doch noch Gäste. Die DEFA der DDR wurde aufgelöst. Teile von dem guten Kollektiv kommen zu uns und drehen einen Dokumentarfilm. Sie haben sich selbstständig gemacht. „Die bezahlen im Voraus“, sagt Klaus. Allein kommen die nicht. Einige Westler sind dabei. Der Nachwuchs von dort bekannten Regisseuren. Offensichtlich mussten die sehr guten DEFA-Leute unbequeme Partnerschaften eingehen für das Projekt. „Die suchen Ruhe und Abgeschiedenheit.“

Zuerst dachte ich, ‚die waren doch schon mal da. Wahrscheinlich müssen sie ein paar Szenen nacharbeiten.‘ Klaus sagt aber, es wäre eine andere Gruppe.

Eigentlich wollten wir Renate und Andrea frei geben das Wochenende. Joana will die Zimmer selbst putzen.

Am Samstag Morgen kommen Renate und Andrea trotzdem. Sie wollen Joana helfen. Ich denke, sie wollen auch etwas mehr. Sie haben ziemlich große Taschen mit.

Bei der Gelegenheit machen wir gleich eine kleine Versammlung. Wir sprechen den weiteren Verlauf ab. Mischa, selbst Achim und Thomas sind schon da. Die wollten eigentlich einen Frühschoppen abhalten. Sie setzen sich interessiert dazu. Wir möchten unsere Vertreibung so organisieren, damit unsere treuen Mitarbeiter keinen zu großen Schaden nehmen. Alle helfen mit und sind mit unseren Plänen einverstanden.

An die Sparkasse haben wir nur noch ein Rate zu drücken. Dann ist das Darlehen der Sparkasse bedient. Der Rest ist wohl eher von Förderbanken, die es schon im Dritten Reich für die Ostgebiete gab. Um deren Darlehen tut es uns nicht leid. Immerhin haben wir mit unserem Zinsdienst, fast die Höhe des Gesamtdarlehens bedient. Den Rest können sich die Banken an unserem Inventar holen.

Meine drei Frauen ziehen sich zurück. Sie gehen putzen. In einer knappen Stunde werden sie damit fertig sein. Ich denke, sie werden sich den Rest des Vormittags zurück ziehen.

Die Männer treffen sich in der Küche. Mischa kocht mit mir für den Frühschoppen. Es finden sich reichlich Gäste ein; auch aus der Nachbarschaft. Trauergäste von unserem Dachdecker sind mit dabei.

Alle Freunde helfen mir. Wir bekochen und bedienen unsere Gäste. Achim zapft das Bier.