Gelika – Italien

Vielleicht schaut Michael mehr auf Anjeschkas Hintern als auf staubige Ecken? Gelika bewertet seine Aussage nicht besonders hoch. Immerhin ist Anjeschka mit einer ansprechenden Schönheit gesegnet. Zusammen mit ihrer Zierlichkeit, ist das der freie Eintritt in manches Herrenzimmer. Jonas ist nicht unbedingt der Mann ihrer Träume. Der liebt Kuhärsche. Aber es gibt schon Kandidaten. In der Küche zum Beispiel. Auch unter den Gästen. Maria hat da schon einige Emailkontakte gefunden. Und gelöscht. Eifersucht. Anjeschka hat das bemerkt.

Sie lacht heimlich darüber.

Nach dem Putzen fahren Gelika und Anjeschka

mit dem Fahrrad zu ihrer Hütte. Ein Maserati steht davor. Tom. Wie vermutet. Gelika sagt das zu Anjeschka, was sie befürchtete.

„Bei Tom habe ich schon gearbeitet“, antwortet sie. „Den kenne ich genau.“

Tom sitzt in seinem Auto vor dem Grundstückstor. Einen Schlüssel hat er. Er geht nicht rein. Kaum sieht er die Zwei mit dem Rad kommen, springt er aus dem Auto. Er hat Blumen mit und Lebensmittel.

„Das ist von Hannes.“

Offensichtlich ist Tom schüchterner als die Zwei dachten. Vielleicht genießt Gelika jetzt mehr Respekt? Als Tom Anjeschka sieht, fragt er, ob es einen Kaffee gibt bei Gelika. Anjeschka muss lachen. Tom küsst sie und Gelika. Ohne Zunge. Auf die Wangen.

„Du kannst Das mal mit rein tragen.“

Er gibt Anjeschka eine kleinere Kiste in die Hand.

„Da sind Sachen für Slavo dabei. Für eure Tour morgen.“

Komisch. Weiß der auch schon Bescheid, denkt sich Gelika.

„Anjeschka wird unser Wachmann morgen und übermorgen.“

„Ah. Die schöne Anjeschka“, säuselt Tom. „Schade. Ich habe morgen zu tun.“

Gelika serviert einen tschechischen Kaffee. Slavo hat ihr einen Wasserkocher mitgebracht. Sie muss den Ofen nicht bemühen.

„Der Kaffee schmeckt gut“, versucht sich Tom einzuschmeicheln.

„Der italienische Kaffee ist für unsere Zubereitung gut geeignet“, sagt Gelika.

„Das glaube ich unbesehen.“

Tom gibt sich zwei Stück Schokolade in den Kaffee. Die Frauen machen das sofort nach.

„Schmeckt.“

„Slavo kommt gleich, mich abholen. Willst du warten?“

Tom überlegt. Oder er tut so.

„Ich warte. Aber nicht zu lange. Abrechnung. Ich muss meine Kellner abrechnen.“

Gelika fängt gleich an zu rechnen. Wie lange fährt Tom nach Sterzing? Mit dem Schlitten. Zwei Stunden? Telefon Gelikas klingelt. Slavo ist in Landeck. Eine und eine halbe Stunde. Dann ist er hier.

„Slavo ist schon in Landeck.“

„Wie lange braucht er bis hier her?“

„Zwei Stunden.“

„Dann gehe ich. Das ist zu spät für mich. Sag ihm liebe Grüße von Hannes und mir.“

„Tschüss. Danke. Fährst du bei Hannes vorbei? Grüße auch Waltraut von mir.“

Tom küsst die Zwei wieder. Er wirkt wie aufgezogen. ‚Irgend Etwas führt der im Schilde‘, sagt sich Gelika. Sie traut Tom nicht ganz.

Kaum hat er das Haus verlassen, sagt Anjeschka, „der ist aber zahm heute.“

„Er wird dich besuchen, wenn ich nicht hier bin.“

„Das glaube ich auch.“

„Keine Angst. Du hast Alles mit, was er sucht.“

Die Zwei lachen.

„Das gibt eine Prämie. Papa wird sich freuen zu Hause.“

Anjeschkas Papa sitzt im Rollstuhl. Mama pflegt ihn.

„Papa war tschechischer Motogrossmeister. Er war böse gestürzt. Nach der Wende bekam er keine Arbeit mehr. Er hat in der Buchhaltung gearbeitet.“

„Du bist nach deinem Vater gekommen.“

„Nicht ganz. Mama war in der Poststelle des Betriebes.“

„Also bist du familiär vorbelastet.“

„Das glaube ich auch – fast.“

Die Zeit ist um. Slavo ist da. Gelika fährt zusammen mit Anjeschka, Slavo abholen.

Kaum sind sie am Lastwagen von Slavo, zeigt er ihr das neue Schlafgemach seines Lastwagens. Hergerichtet wie ein Himmelbett. Es duftet. Anjeschka fragt, ob sie heute hier zu Dritt schlafen oder in der Hütte. Sie findet den Lastwagen bequemer. Gelika setzt Anjeschka am Hotel ab. Sie möchte mit Slavo allein sein. Slavo soll früh, mit ihrem Rad, zum Lastwagen fahren. Eine gemeinsame Radtour.

„Hoffentlich kann ich noch Rad fahren“, sagt Slavo.

„Nach meiner Massage? Sicher.“

Slavo hat Haxen mitgebracht. Die sind noch warm. Maria hat Gelika – Strudel mitgegeben. Slavo hat den ganzen Tag darauf gewartet.

„Wir sollen morgen bei Hannes vorbei schauen. Sie halten uns ein Essen zurück.“

„Für ein gutes Essen bei Waltraut, tu ich Alles.“

„Ist der Umweg nicht zu umständlich?“

„Etwa einhundert Kilometer. Zwei Stunden.“

„Mit dem Essen, fünf.“

„Wir fahren das auf dem Rückweg. Das geht schon gut.“

„Wann fahren wir los?“

„Etwas eher als sonst. Du willst doch sicher Etwas sehen.“

„Darauf habe ich lange gewartet.“

„Das wird unsere Hochzeitsreise.“

Slavo küsst Gelika innigst. Mit Freudentränen.

„Ich habe nie gedacht, mit dir zusammen, eine so schöne Ausfahrt zu haben.“

Die Zwei duschen zusammen und träumen von dem kommenden Tag.

„Irgendwann werden wir Zwei auch mal im Mittelmeer baden.“

„Anjeschka hat davon erzählt. Sie war gar nicht so sehr zufrieden“

„Warum?“

„Es gäbe so ungewohnte Prozeduren. Selbst den Strandkorb muss man mieten.“

„Ja und? Wir brauchen keinen.“

Der Morgen ist schnell angebrochen.

„Wie lange musst du schlafen?“

„Wir sind zu schnell aufgewacht. Nach vier Stunden müssen wir eine Pause einlegen.“

„Du weißt doch sicher einen schönen Platz.“

„Wenn wir Glück haben, schaffen wir das.“

„Wird das kontrolliert?“

„Ziemlich hart.“

Die Zwei brechen auf. Gelika als Beifahrer. Bozen ist ihre erste Station. Dort laden sie nur Etwas ab. Gelika hat Bozen nur in der Nacht gesehen. Sie freut sich darauf.

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