Gelika – Pandemie

Die Liebesnacht ist sehr kurz. Beide haben sich viel zu erzählen. Sie freuen sich über die Einnahmen. Pläne werden geschmiedet. Sie rechnen bereits die Preise für junge Schweine, Rinder und Schafe aus. Von ihrem Ziel sind sie nicht all zu weit entfernt.

„Die Saison und wir haben, was wir brauchen“, sagt Slavo. Slavo hat Kaffee mitgebracht. Gelika bereitet ihn traditionell wie zu Hause. Türkisch.

Beim Kaffeetrinken hören sie Radio. Internetradio. Die Grenzen sind geschlossen. Pandemie.

„Da kommen keine Gäste mehr“, sagt Gelika.

„Die Einheimischen vielleicht. Warte ab.“

„Wir können nicht nach Hause.“

„Ich muss Goran anrufen, ob wir Fahrer davon auch betroffen sind.“

Slavo ruft an.

„Ich habe dir deinen Impfnachweis bereits auf dein Handy geschickt. Wenn du im Stützpunkt bist, bekommst du Sputnik.“

„Kannst du das auch bei Gelika, meiner Beifahrerin tun?“

„Geb mir die Handynummer.“

„Können wir dann über die Grenzen?“

„Aber sicher. Du musst nicht mal geimpft sein.“

„Ich rede mit Gelika. So kann Gelika wenigstens nach Hause.“

„Ich schicke den Nachweis zu Gelika.“

Gelika freut sich. Slavo auch. Es scheint keine Probleme zu geben. Sie bedanken sich bei Goran.

Gelika fragt sich, was Etela jetzt tut. Sie ruft Etela an. Etela erklärt ihr den Plan ihrer Chefs. Gelika spitzt die Ohren.

„Die Hotels in Österreich schließen alle. Die Kolleginnen kommen nicht nach Hause. Sie wollen sich nicht impfen lassen. Wenn sie nach Hause fahren, müssen sie in Quarantäne. Damit würden sie für einen Besuch der Familie, zwei Mal zwei Wochen in Quarantäne gesteckt.“

Slavo sagt, damit könnten sie ihren Familien kein Geld mehr schicken. „Wollen wir hoffen, bei uns funktioniert das.“

Beide trinken Kaffee und rätseln, was passiert.

„Die Reichen, welche nicht arbeiten oder die Rentner, könnten trotzdem fahren. Auch mit Quarantäne. Bei ihnen spielt Zeit ja keine Rolle.“

Die beiden sehen Hoffnung. Vielleicht lässt Maria offen.

„Die haben doch erst frisch gebaut“, sagt Gelika.

Die Zwei küssen sich, als wäre es ein Abschied für lange Zeit. Gelika fährt Slavo zu seinem Laster. Sie winkt ihm sehr lange nach. Mit feuchten Augen.

Maira erwartet Gelika schon. Nach der Begrüßung, sagt sie Gelika, bei ihnen wären kaum Abmeldungen zu spüren.

„Wir haben sehr viele italienische Gäste. Die lassen sich bis jetzt nicht beeindrucken. Masken kaufen sie massenhaft.“

Es gibt Belehrungen über Hygiene. Gelika ist in der Beziehung kaum geschult. Maria lernt ihr das gerne. Sie mussten das schon ähnlich beachten, weil sie auch Tiere haben. Gelika zeigt schon Interesse. Sie möchte die Stallungen gerne mal sehen. Darin sieht sie einen Ausweg, wenn alle Hotels geschlossen werden. Sie befürchtet eine Panik. Nicht bei den Menschen selbst. Bei den Beamten, die Alles blind befolgen möchten.

„Du hast heute das Foyer, die Sauna, sechs und zwanzig Zimmer. Benutze auch Desinfektion. Ich habe sie dir mit auf den Wagen gestellt.“

Nach den ersten drei Zimmern bekommt Gelika – Routine. Vorerst putzt sie die Zimmer recht flüssig. Sie macht keine Extras, wie Kopfkissen und Bettdecken formen. Pro Zimmer benötigt sie etwa fünfzehn Minuten. Manche gehen schneller. Länger muss sie in keinem Zimmer arbeiten bis jetzt. Sie rechnet sich aus, wie lange sie braucht. Sie kommt auf etwa acht Stunden. Ohne Pausen. Bei Wetter oder einer stark benutzten Sauna, wird es eine Stunde mehr. Sie ist zufrieden. Das liegt im Rahmen. Vielleicht schafft sie zukünftig auch sechs Zimmer in einer Stunde. Aber dann kämen sicher noch zusätzliche Aufgaben auf sie zu. Sie dosiert ihre Geschwindigkeit.

Zum ersten Frühstück trifft sich die Familie. Jonas lädt Gelika ein, den Stall zu besuchen. Er hat Gelikas Interesse bemerkt. Gelika gefällt ihm auch. Wahrscheinlich will er Maria reizen.

Gelika fragt sich, ob die Zwei kinderlos sind. Das wird sich noch heraus stellen. Anjeschka wohnt mit im Haus. Ein einheimischer Koch ist zugegen. Auch ein einheimischer Kellner. Gelika fragt sich, ob das schon alle Kollegen sind in diesem Haus. Sicher nicht. Das Haus ist dafür zu groß.

„Gibt es noch mehr Kollegen?“

„Ja. Wir sind sechs Kollegen“, antwortet Maria. „Wir arbeiten etwas zeitversetzt.“

Sechs Kollegen, bei dreißig Zimmern? Das kommt Gelika ausreichend vor. Sie hat in der Branche kaum Erfahrung. Bei Tom waren es bedeutend mehr Zimmer und wesentlich mehr Gastronomie. Außerdem hatte Tom vier Sterne.

Waltraut hat ihr erzählt, in Dreistern – Betrieben muss das Personal flexibler sein. Jetzt versteht das Gelika. Bei dem kleinen Kollektiv rechnet sie auch nicht mit Streit. Sie erwartet mehr Kollegialität.

Zu Mittag hat sie schon zwanzig Zimmer fertig. Maria lobt sie. Jonas auch. Jonas rechnet bereits vierzehn Uhr mit ihrem Feierabend.

„Um Zwei kannst du mich mal im Stall besuchen.“

Gelika freut sich. Das hat ihr bei Slavo am meisten gefallen. Der Kontakt mit den Tieren.

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