Der Besuch wird, Dank des Erscheinens von Angelika, ein recht unterhaltsamer. Angelika gibt tatsächlich einige Lieder zum Besten. Hannes und Tom singen mit. Südtiroler Volkskunst. Die Lieder kennen die Zwei. Beim Refrain wird Gelika dazu animiert, mit zu singen. Hannes bedauert, seine Ziehharmonika nicht mit gebracht zu haben. Das nächste Mal will er es nicht vergessen.
Am frühen Abend verabschieden sich die Gäste und Gönner. Alle küssen Gelika. Angelika flüstert ihr ins Ohr, sie solle sich vor Hannes in Acht nehmen. Auch vor Tom. Beide wären hinter den Weiberröcken her. Gelika flüstert zurück, sie könnte das aber leicht ändern. Angelika wird etwas rot. „Stimmt. Leider habe ich zu wenig Zeit mit meiner Familie.“
Laut antwortet Gelika. „Das ist wie bei Slavo und mir. Wir hoffen, das jetzt ändern zu können.“
„Ich ernähre unsere Familie mit meinem Gesang. Ich hoffe, noch einige Jahre so singen zu dürfen.“
„Aber die Familie wird Etwas darunter leiden.“
„Das ist unser Preis dafür.“
„Du bist doch eine schöne Frau. Gibt es da keine Komplikationen?“
„Darüber kann ich nicht sprechen.“
„Das wäre aber angebracht. Ihr braucht ein Arrangement.“
„Das haben wir auch so.“
Jetzt weiß Gelika Bescheid. Hannes darf, was er tut. Tom sucht eine Frau. Damit ist ja Alles im normalen Bereich. Das erklärt Gelika auch das Gehabe der Beiden. Hannes wird sie bei Bedarf etwas helfen können. Im Rahmen. Handarbeit.
Hannes ist ihr sympathisch. Sie liebt ihn aber nicht. Jetzt, nachdem sie Angelika kennt, gleich recht nicht. Hinter der harten Schale verbirgt sich ein weiches Herz. Sie vermutet schon auch Seitensprünge bei Angelika. Die Familie scheint die gleichen Opfer zu bringen, wie sie und Slavo.
„Redet ihr darüber?“
„Alles kann ich ihm nicht erzählen“, gesteht Angelika.
„Ich erzähle Slavo seit dem ersten Tag, Alles.“
„Du bist beneidenswert. Ich hoffe, wir lernen Slavo mal kennen.“
„Wenn wir mit unserer Alm fertig sind, laden wir euch ein.“
„Ich wünsche euch viel Glück bei eurem Vorhaben.“
„Danke.“
Angelika küsst Gelika innigst. Die Tusche läuft wieder. Gelika tupft sie ihr vorsichtig ab.
Tom kommt zum Abschied.
„Wenn ich gewusst hätte, wie lieb du bist. Ich hätte dich geheiratet.“ Tom greift Gelika bei dieser Rede etwas auf den Hintern.
„Du misst wohl schon?“
Tom wird rot. Gelika hat das nicht besonders leise gesagt. Hannes und Angelika lachen bereits.
„Tom wird rot“, lacht Hannes. „Bei deiner Auswahl.“
Die Drei müssen über den Kommentar lachen.
„Ihr könnt ja gerne zum Skifahren kommen.“
Gelika ahmt das Abstoßen mit den Stöcken nach. Angelika applaudiert. „Original Reschenseelauf.“
Hannes hupt bei der Abfahrt der Drei. Die Nachbarn werden sicher aus dem Fenster schauen.
Nach dem Aufräumen, ruft Gelika – Slavo an und berichtet. Slavo freut sich mit ihr. Bei ihm im Autoradio läuft gerade ihr gemeinsames Lieblingslied. Zu dem haben sie zusammen getanzt. Slavo sagt, es wären ihre Hochzeitslieder. Gelika sieht das auch so. Aerosmith. „I Don‘t Want to miss a Thing“ und „Cryin“. Gelika bekommt Tränen in den Augen. Hoffentlich ist die Trennung bald zu Ende. „Living on the Edge“ läuft gerade im Hintergrund. Slavo verspricht, Gelika die gemeinsamen Lieblingslieder mit zu bringen. Zum vorläufigen Abschied legt Slavo noch Prince auf. „Purple Rain“.
„Komm ja gesund an!“, ruft Gelika.
„Ich bin schon in deiner Nähe.“
Gelika geht zeitig zu Bett. Sie möchte morgen frisch aussehen bei ihrer Vorstellung.
Der Morgen beschert ihr ein einzigartiges Panorama. Sie vergleicht es mit dem Blick aus Slavos Hütte zu Hause. Sie spürt, der Blick gibt ihr neue Kraft.