Gelika – zieht um

Gelika hätte vielleicht etwas Anderes anzuziehen. Sie will es aber nicht. Ob sie jetzt im Trainingsanzug oder in Jeans dort sitzt, wäre kein Unterschied in ihren Augen. Sie denkt, Hannes oder Waltraut sehen das ähnlich. So schlecht ist ihre Spekulation nicht. Hannes hat zwar keinen Trainingsanzug an. Aber der Fetzen, den er trägt, sieht nicht unbedingt besser aus. Das denkt sich Gelika und lächelt dabei etwas.

Hannes wirkt aufgewühlt. Waltraut hat ihn geschickt. Er soll sich um Gelika kümmern. Beim Schalten greift er auf Gelikas Oberschenkel. Gelika lacht. Sie ist dort kitzlig. Hannes entschuldigt sich nicht. Er tut so, als wäre das gar nicht passiert. Er schaut auch nicht zu Gelika. Sein Blick bleibt auf der Straße. Ab Sterzing nutzt er die Autobahn. Am Abzweig Pustertal, geht es auf die Landstraße. Wie scheint, ist ihm dieser Weg lieber. Bis zur Schwalbe ist es nicht weit. Gelika hat den Eindruck, Waltraut wartet vor der Tür auf sie. Sie sieht einen Lastwagen in unmittelbarer Nähe. Kann das Slavo sein? Das wäre ein glücklicher Abschluss des Tages.

Beim Betreten der Pension, spürt sie bereits, es ist Slavo. Es gibt Tränen und Küsse. Waltraut weint mit. Sie kann sich an ähnliche Treffen mit ihrem Mann aus vergangenen Zeiten erinnern. Ivan ist auch wieder da.

Das Menü ist gerichtet. Angelika ist noch nicht am Tisch. Hannes will sie holen.

Beide kommen zusammen. Hannes hat sich umgezogen. Er möchte das Treffen als Fest würdigen. Im Anzug. Angelika tut es ihm gleich. Die Zwei sehen aus wie zu Ihrer Hochzeit. Festlich gekleidet. Der Kontrast zwingt Waltraut zum Lachen. Festkleid und Trainingsanzug. Gelika stellt sich Angelika vor. Slavo auch. Zusammen mit Ivan.

Waltraut hat ein Schulternahtl geschmort. Vom Kalb. Es gibt Spätzle als Vorspeise. Sie möchte traditionelles Essen servieren. Das kommt gut an. Früher hat sie das in ihrem Restaurant serviert. Das Restaurant betreiben sie heute nicht mehr. Nur noch die Pension.

Hannes ruft schnell Tom an.

„Gelika kommt morgen erst gegen acht zur Arbeit.“

Tom weiß Bescheid. Er hat das mit Hannes abgesprochen.

Gelika zieht sich mit Slavo zurück. In das Zimmer, in dem Gelika schon wohnt. Bisher musste sie das noch nicht aufgeben. Waltraut hat es ihm gezeigt.

Beide springen schneller aus der Wäsche als auf Arbeit. Gelika bewundert Slavo. Slavo – Gelika. Beide streicheln den Anderen. Die Liebesnacht wird lang und heftig.

Gelika wacht gegen vier Uhr auf. Slavo ist schon aufgewacht.

„Ich bekomme eine andere Tour. Eine feste.“

Gelika befürchtet. Slavo lange nicht sehen zu können.

„Wo?“

„Ich bekomme die Tour Imst, Landeck, Reschen, Südtirol, Trento, Verona.“

„Eine feste Tour?“

„Goran schenkt uns diese Tour zur Hochzeit. Er möchte uns die Möglichkeit geben, uns entsprechend einzurichten.“

„Ich versuche, Tom, Waltraut, Angelika und Hannes zu fragen, ob sie uns helfen können.“

„Das machen wir zum Frühstück.“

Die Freude lässt Slavo noch einmal aufstehen. Gelika freut sich darüber. Die zärtliche Liebe dauert bis zum Morgen.

„Ich glaube, wir haben heute das zweite Mal geheiratet“, flüstert Gelika in Slavos Ohr.

„Ich fühle mich wie aufgezogen.“

„Fahre ja vorsichtig, du Glücklicher.“

Gelika ahnt einfach nicht, wie gefährlich die Tour von Slavo ist. Das Pustertal gilt als Unfallschwerpunkt. Gerade auch für den Transitverkehr. Viele Kollegen von Slavo berichten von einem extrem hektischen Verkehr mit sehr gewagten Aktionen. Zu Saisonzeiten, kommen noch unendliche Staus dazu.

Am Frühstückstisch offenbaren sich Slavo und Gelika. Waltraut bekommt feuchte Augen. Angelika sagt, sie kennt mehrere Hoteliers in der Gegend. Sie könnte die mal fragen nach einem Arbeitsplatz. Sie rufen Tom an. Tom ist wenig überrascht.

„Ich habe dort Oben eine Hütte. Eine Jagdhütte. Die könnte einen Verwalter gebrauchen.“

Hannes weiß das sogar. Er hat in dieser Hütte schon mehrmals übernachtet. Nicht allein. Das verschweigt er aber am Tisch.

„Tom hat oben am Reschen eine Hütte. Für die benötigt er einen Verwalter.“

Als Slavo das hört. Bricht er fast in Tränen aus.

„Können wir das tun?“

Gelika bekommt schon Gänsehaut. Tom hat die Frage am Telefon verstanden.

„Das wäre mir lieb. Dort Oben wird recht viel eingebrochen. In bewachten Hütten nicht.“

„Gut. Wir machen das.“

Alle freuen sich. Angelika ist noch am Telefon.

„Vielleicht habe ich Etwas. Ich melde mich dann bei euch.“

Der Umzug geht schneller als geplant. Tom hat sich in sein Auto gesetzt. In einer halben Stunde steht er schon in der Schwalbe.

„Ich bringe dir den Schlüssel. Hannes zeigt dir den Weg.“

Und schon ist er wieder weg. Es ist Abreisetag. Er muss sich von vielen Hausgästen persönlich verabschieden.

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