
Karamellspargel
Ich weiß, das klingt jetzt komisch. Ein Unglück hat mich das entdecken lassen. Ein beinahe Unglück. Bekanntlich dünste oder dämpfe ich meinen Spargel. Beim Dünsten habe ich etwas zu wenig Flüssigkeit eingemessen. Oder die falsche Zeit gesetzt. Allgemein dünste ich Spargel acht Minuten und lasse ihn nachziehen. So wird er eben am besten. Beim Dämpfen setze ich zehn Minuten. Das habe ich verwechselt.
Der Spargel karamellisierte. Zum Glück. Ich habe ihn leicht angegossen mit Marsala. Köche sind immer am experimentieren. Auch steinalte Köche. Gebunden habe ich mit Eigelb. Ich habe Zitronenschale und etwas Vanille zugesetzt. Wenn schon versaut, dann teuer. Was kommt heraus? Der vollkommene Hochgenuss.
Um jetzt das Risiko zu minimieren, habe ich das Gleiche professionell nach gekocht. Ich habe ein honigfarbenes Karamell hergestellt, mit Marsala und Gewürzen, den Spargel darin gedünstet. Die Flüssigkeitszugabe müssen Sie etwas trainieren. Die variiert bei den Spargelgrößen und -arten. Grüner Spargel geht nämlich auch dafür. Die anderen Farbgestaltungen habe ich nicht probiert. Übrigens. Meine Töpfe werden nicht so schwarz wie die in den Ferienwohnungen. Außerdem putze ich meine Töpfe, bevor ich sie in den Schrank zurück stelle. Hygiene nennt sich das. Ein absolutes Fremdwort in zahlreichen Westhaushalten.
Eine Ausnahme kenne ich auch aus der besetzten DDR. Mit Namen und Adresse. Die Anderen kommen alle aus hochmodernen, sündhaft teuren Westküchen. Und es ist garantiert nicht die Technik, die das „Fressen“ versaut. Jetzt fehlt nur noch eine Rezeptsammlung von zwanzig Tausend Speisen für rund fünf Tausend Euro. Dann ist der Kuchen perfekt.