
…wird heute fertig mit Korrekturlesen. Damit bekommt er das Cover.
„Wir haben einhundertfünfzig bis zweihundert Kunden pro Mahlzeit.“
Ich rechne kurz im Kopf. Das sind mindestens dreihundert belegte Brötchen.
„Wann beginnt das Frühstück?“
„Halb Sieben.“
Ich rechne wieder kurz.
„Dann müsste ich ja mindestens um Fünf, spätestens, halb Sechs anfangen.“
„Ich fange halb Sechs an.“
Ich denke, die ersten Tage werde ich ganz sicher um Fünf anfangen. Etwas Reserve muss sein. Das bedeutet, ich muss Joana wecken.
Bei der Vorstellung bekomme ich leichtes Kribbeln im Bauch. Wenn irgend Etwas dazwischen kommt, stehen die Leute ohne Essen da. Ich muss reichlich Reserve für die Anfahrt einrechnen. Da entsteht ein innerer Druck, den ich schlecht beschreiben kann. Wenn mir Etwas passiert und so weiter. Eins beruhigt mich. Alle meine Kunden arbeiten in der Branche. Die könnten mich zur Not ersetzen.
„Wir bieten drei Wahlessen. Davon ein vegetarisches-.“
‚Das auch noch‘, denke ich mir.
„Wird das Essen vorbestellt?“
„Ja. Schon beim Kauf der Essensmarken. Du hast trotzdem etwa dreißig unbestellte Speisen, die gedeckt werden müssen.“
Jetzt kann ich in etwa nachvollziehen, warum der Kollege geht. Wenn er Raucher ist, so und so. Ich soll also, verlustfrei, neunzig Essen vorhalten. Drei Wahlessen pro ungebuchter Person. In der DDR mussten alle Speisen, die nach ihrer Fertigstellung, älter als fünf Stunden waren, weg getan werden. Allgemein haben sich die Angestellten diese Speisen mit nach Hause genommen.
Wir machen eine Rundgang und ich bekomme die Küche und Nebenräume gezeigt. Die Technik ist steinalt, aber sie funktioniert bis jetzt, nach Aussage meines Kollegen.
„Du kommst aus der DDR? Dann bist Du ja solche Küchen gewohnt.“
„Kollege. Solche Küchen standen bei uns auf den Schrottplätzen. Dort haben wir nicht gekocht.“
„Ich dachte,…“
„Unsere Küchen wurden nach der Abschreibungszeit, renoviert. Das war nach spätestens acht bis zehn Jahren. Schrottplätze, in denen gekocht werden sollte, habe ich erst hier und im Westen gesehen.“