Sommersaison Frühjahr

Eggental habe ich gewählt, weil ich gern in Welschnofen am Bergglück vorbei fahren wollte. Die haben mich angerufen. Konrad habe ich das nicht gesagt. Ich will ihn nicht unnötig belasten.

„Kannst du mal an der Tankstelle einen Kaffee trinken?“

„Ich trinke keinen Kaffee.“

„Ich bezahle ihn dir.“

„Na dann, nehme ich einen.“

„Ich muss schnell bei Sonja im Bergglück vorbei. Sie hat mich angerufen.“

„Kann ich da nicht mitfahren?“

„Nein. Sonja hat kein Restaurant um diese Zeit.“

Ich kann Konrad unmöglich die Küche von Sonja zeigen. Das wäre eine Blamage für ganz Südtirol. Konrad würde schon gern neugierig sein. Das spüre ich sofort an seinem Benehmen. Zumal die Deutschen immer recht preiswerte Übernachtungen suchen. In dem Fall, würde ich Denen aber die intimsten Bereiches des Hotels zeigen. Dafür würde ich mich schämen. Bei Sonja bin ich mir nicht sicher. Sie kam auch recht oft mit ihren Gästen in die Küche. Unsereiner würde vor Scham in der Erde versinken.

Bei dem Gespräch mit Sonja werde ich etwas fordernd. Ich möchte nicht auf dem alten Ölofen kochen. Das stinkt fürchterlich in der Küche. Statt meine Induktionsplatte zu benutzen, soll sie sich endlich mal so ein Ding kaufen. Zwei Bagno Marias gleich mit. Darin will ich gleich mit Kochen und Dämpfen. Bei Fisch hat sich diese Methode bewährt. Zumal ich darin sowohl den Fisch, das Gemüse und auch die Beilagen kochen kann. Reis wird besonders gut darin.

Sonja zeigt sich neugierig und auch überzeugt.

„Der Koch ist wieder Mal gegangen.“

„Bei deiner Küche, kein Wunder. Ihr müsst endlich mal Etwas tun.“

„Kommende Saison.“

„Wer das glaubt, wird selig.“

Wir besprechen das noch länger und verabreden uns auf morgen. Wie bringe ich das jetzt Konrad bei? Der isst sicher schon das dritte Stück Strudel.

Auf dem Parkplatz hinter dem Hotel spricht mich ein Deutscher aus Bayern an.

„Fahren sie jetzt?“

„Ja.“

„Sie stehen auf meinem Parkplatz.“

„Ich habe keinen Namen gesehen.“

Sonja hat eine überdachte Parkfläche. Dort steht an jedem Parkplatz, Hotel Bergglück und auch einige Plätze mit ihren Nummern. Auch an den offenen Parkplätzen. Wahrscheinlich parken Deutsche Touristen überall dort, wo es nichts kostet. Im gesamten Ort. Die fahren dann lieber mit der Seilbahn oder dem Bus bis zum Rosengarten. Ich schätze, sie sparen dabei drei Euro. Keinesfalls dürfen das die Einheimischen bekommen. Wo kämen wir da hin? Zur Seilbahn ist es nur um die Ecke. Die paar Meter können die Büroschläfer auch laufen. Natürlich mit Stöcken und Wanderschuhen für vierhundert Euro.

Generell versuche ich, mit Deutschen Touristen wenig zu sprechen. Vor allem, wenn ich sehe, deren Targas sind nicht aus der DDR. Mit Besatzern spreche ich nicht. Wenn die hören – ein Ostdeutscher, dann wenden die sich ohnehin von allein ab. Wie scheint, hat das Gesindel ein schlechtes Gewissen. Mit zunehmenden Jahren der Besatzung der DDR, hat sich dieser Effekt noch verstärkt. Das lässt sich ganz sicher mit deren Benehmen gegenüber den DDR Bürgern erklären. Vielleicht schämen sie sich auch, weil wir sie ihrer Lügen überführt haben.

Mir scheint fast, der Bayer stinkt nach Alkohol. Und das als Fahrer. Geheim wünsche ich mir mehr Kontrollen bei uns.

Unser Gebrauchtwagenmarkt könnte locker noch beschlagnahmten Deutschen Schrott gebrauchen. Unsere Südtiroler lieben Deutsche Autos. Vor allem Jene, mit leichten Potenzproblemen und Minderwertigkeitskomplexen.

Irgendwie schlägt das auch auf unsere Motorradfahrer über. Wobei sich da, neben Bayrischen, auch US Schrott gut verkauft. Für eine Kaffeerunde reicht das alle Mal. Unser Land ist zum Glück nicht allzu groß. Ich stelle mir manches Mal eine Runde nach Sizilien vor. Ich müsste alle zweihundert Kilometer die Werkstatt besuchen und meine Hoden auf Eis legen.

Ihm zum Trotz, lasse ich mir natürlich Zeit. Ich ziehe langsam meine Lederjacke an. Und halt. Ich muss doch noch Mal zu Sonja.

„Muss ich das Frühstück mit kochen?“

„Das wäre mir schon recht.“

Das glaub ich gern. So wird mein Arbeitstag locker von Sieben in der Früh bis Elf in der Nach dauern.

„Mein Zimmer ist reserviert?“

„Ich habe ein anderes frei.“

„Ich muss aber nicht in den Keller zum Duschen?“

„Nein.“ Sonja lacht.

„Es ist Alles da.“

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