
Ab heute fahren wir auch ins Gewerbegebiet Röhrsdorf. Dort bauen die Unternehmen noch reichlich Gewerbe- und Verkaufsflächen. Ein gleiches Zentrum entsteht gerade in Karl-Marx-Stadt Süd. Glücklicherweise liegt das auch direkt an der Autobahn. Das wäre der nächste Schritt für unsere Kundenwerbung. Sollte noch ausreichend Zeit zur Verfügung stehen, werden wir dieses Gebiet zumindest für eine Woche anfahren. Unser Ziel ist jetzt, noch genug Gewinne abzugreifen. Eine organisierte Vertreibung darf nicht zu unserem Schaden stattfinden. Zumindest die Verursacher sollten gleichberechtigt da stehen. Wir lassen uns doch von Denen nicht drei Mal ausnehmen. Schon gar nicht von plündernden Besatzern.
Joana ist mit meinem Plan zufrieden. Steffen und Karin auch. Andrea, Renate und Jochen sind etwas besorgt. Trotzdem danken sie uns für unser Engagement. Bei dieser Kirchensekte wollen sie nicht arbeiten. Angebote gab es wahrscheinlich schon von der Seite. Wer seine Kinder liebt, wird diese Sekte auch nachhaltig meiden.
Ein Gespräch mit Andrea und Jochen bahnt sich an. Joana fragt Jochen, ob er nicht einen Teil ihrer Runde mit übernehmen würde. Jochen müsste also mittags unser Essen mit ausfahren. Mit den Blick auf ein paar Rücklagen oder den eventuellen Kauf seiner Wohnung, erklärt er sich einverstanden. Jochen wird unser neuer Fahrer. Joana übernimmt Teile meiner Runde.
Wir vereinbaren einen Prämiensatz. Für jede ausgelieferte Portion gebe ich dreißig Pfennig als Prämie zum Lohn. Alle sind einverstanden.
Renate geht ab kommenden Morgen mit Zimmer putzen. Wir haben nur noch halbe Belegung. Viele Gäste finden unsere Zufahrt nicht. Die Anreisen entwickeln sich langsam zur Telefonkonferenz. Selbst bei der Essensauslieferung klingelt pausenlos das Telefon. Mit jedem Essen verteilen wir auch unsere Prospekte. Viele unserer Essenskunden buchen auch Zimmer. Das Essensgeschäft läuft trotz dieses Handicaps. Wir sind bei fast sechshundert Essen außer Haus. Mit den Gewinnen könnte ich zwei Raten für unser Hotel bezahlen. Zum Abgreifen reicht das. Wer lässt sich schon gern ohne Geld aus dem Haus vertreiben?
Mischa hat uns einen feinen Transporter gesucht. Der wird jetzt in Dienst gestellt. Unser Fuhrpark hat jetzt vier Transporter und unseren Fekta.
Jetzt steht noch die Frage, mit welchem Fahrzeug wir uns verabschieden. Das möchte etwas länger halten und ziemlich neu sein.
Klaus ruft an. Am Wochenende kommen doch noch Gäste. Die DEFA der DDR wurde aufgelöst. Teile von dem guten Kollektiv kommen zu uns und drehen einen Dokumentarfilm. Sie haben sich selbstständig gemacht. „Die bezahlen im Voraus“, sagt Klaus. Allein kommen die nicht. Einige Westler sind dabei. Der Nachwuchs von dort bekannten Regisseuren. Offensichtlich mussten die sehr guten DEFA-Leute unbequeme Partnerschaften eingehen für das Projekt. „Die suchen Ruhe und Abgeschiedenheit.“
Zuerst dachte ich, ‚die waren doch schon mal da. Wahrscheinlich müssen sie ein paar Szenen nacharbeiten.‘ Klaus sagt aber, es wäre eine andere Gruppe.
Eigentlich wollten wir Renate und Andrea frei geben das Wochenende. Joana will die Zimmer selbst putzen.
Am Samstag Morgen kommen Renate und Andrea trotzdem. Sie wollen Joana helfen. Ich denke, sie wollen auch etwas mehr. Sie haben ziemlich große Taschen mit.
Bei der Gelegenheit machen wir gleich eine kleine Versammlung. Wir sprechen den weiteren Verlauf ab. Mischa, selbst Achim und Thomas sind schon da. Die wollten eigentlich einen Frühschoppen abhalten. Sie setzen sich interessiert dazu. Wir möchten unsere Vertreibung so organisieren, damit unsere treuen Mitarbeiter keinen zu großen Schaden nehmen. Alle helfen mit und sind mit unseren Plänen einverstanden.
An die Sparkasse haben wir nur noch ein Rate zu drücken. Dann ist das Darlehen der Sparkasse bedient. Der Rest ist wohl eher von Förderbanken, die es schon im Dritten Reich für die Ostgebiete gab. Um deren Darlehen tut es uns nicht leid. Immerhin haben wir mit unserem Zinsdienst, fast die Höhe des Gesamtdarlehens bedient. Den Rest können sich die Banken an unserem Inventar holen.
Meine drei Frauen ziehen sich zurück. Sie gehen putzen. In einer knappen Stunde werden sie damit fertig sein. Ich denke, sie werden sich den Rest des Vormittags zurück ziehen.
Die Männer treffen sich in der Küche. Mischa kocht mit mir für den Frühschoppen. Es finden sich reichlich Gäste ein; auch aus der Nachbarschaft. Trauergäste von unserem Dachdecker sind mit dabei.
Alle Freunde helfen mir. Wir bekochen und bedienen unsere Gäste. Achim zapft das Bier.