Begraben im Weiher

Die Zwei verabschieden sich von Felix. Rabland ruft. Sie müssen ins Hotel Auge in Rabland. Das ist ein ziemlich großes Hotel. Toni kennt es. Es liegt im Oberdorf. Sie fahren die schmale Ortsstraße hinauf.

Rabland hat viele kleine und größere Hotels. Trotzdem gilt der Ort als nicht überlaufen. Man setzt auf eine Art sanften Tourismus. Wohl in dem Wissen, wie große Hotels die Infrastruktur belasten.

Sie kommen an der Rezeption des Hotels Auge an. Begrüßt werden sie in gebrochenem Deutsch.

„Wir suchen den Chef des Hauses.“

„Sie meinen die Chefin?“

„Nein. Den Chef.“

„Der Chef kocht gerade. Sie treffen ihn in der Küche.“

„Können sie uns den Chef rufen. Wir möchten nicht in die Küche gehen.“

„Ich versuche es.“

Der Chef kommt. Er stellt sich mit Paul vor.

„Wir möchten sie davon in Kenntnis setzen, dass Ema tot aufgefunden wurde.“

„Ema? Ich kann es nicht fassen. Sie war so fleißig.“

„Hat Ema bei ihnen gewohnt?“

„Nicht dauerhaft. Sie hat bei uns nur drei Mal die Woche gearbeitet. In der Wäscherei.“

„Können wir ihr Zimmer sehen?“

„Ja. Gerne. Sie hat mit einer Kollegin zusammen gewohnt.“

Paul führt sie zu dem Zimmer und klopft. Die Tür öffnet sich. Eine recht leicht bekleidete junge Frau steht ihnen gegenüber. Monika rollt mit den Augen bei ihrem Anblick. Toni scheint schon etwas abgebrüht bei den Bekanntschaften der letzten Tage. Beide stellen sich vor und unterrichten die Frau vom Tod ihrer Zimmerkollegin.

Sie stellt sich mit Danka vor. Sie ist auch aus der Slowakei. Der Tod berührt sie. Sie bekommt feuchte Augen.

Paul bietet sich an, einen Kaffee zu holen. Er möchte die Drei allein lassen.

„Wir möchten gern die Habseligkeiten von Ema mitnehmen. Sie sind unsere Beweisstücke.“

Danka öffnet den Schrank von Ema. Neben diversen Kleidungsstücken, finden sie ein paar persönliche Dinge. Ausweise, Führerschein und die Adressen von zu Hause. In einem Briefcouvert finden sie Fotos von Ema. Leicht bekleidet und ohne Kleidung.

„Wollte Ema ein Modell werden?“

„Das wollen wir alle“, antwortet Danka.

„Sie haben sich wohl auch so ablichten lassen?“

„Eine Agentur hat das für uns getan.“

„Doch nicht etwa ihr Arbeitsvermittler?“

„Genau der.“

„Sie haben sich demnach nicht nur als Zimmermädchen beworben?“

„Wir haben eine Familie zu ernähren.“

„Können sie uns die Agentur sagen?“

„Hier ist deren Karte.“

Toni fotografiert die Karte.

„Die können sie behalten. Ich habe genug davon.“

„Arbeiten sie für die Agentur?“

Danka beantwortet das nicht. Monika fällt auf, einige Fotos sind in diesem Zimmer aufgenommen worden.

„Haben sie die Fotos gemacht?“

„Teilweise ja.“

„Mit dem Handy?“

„Ja.“

„Kann ich ihr Handy mal sehen?“

Danka holt das Handy. Monika spielt die gesamten Galerien auf ihr Handy. Sie notiert sich alle Kontakte und Nummern.

„Wir werten das zu Hause aus. Danke, Danka.“

„Sind sie oft zusammen ausgegangen?“

„Gelegentlich. Wir sind auch zu unseren Hauspartys zusammen gegangen.“

„Haben sie viele Bekanntschaften unter den Hausgästen?“

„Ja schon.“

„Wir melden uns wieder, wenn noch Fragen anliegen.“

„Bitte. Gerne.“

„Ach so, Ich habe vergessen zu fragen, ob sie wissen, in welchen Hotels Ema noch gearbeitet hat.“

„Ja. Hier in Rabland. Im Hotel Gutmut, im Wanderhut und im Gasthof Schleuse.“

„Hat sie in allen Hotels ein Zimmer?“

„Im Gasthof nicht. Aber in den anderen Hotels.“

„Waren sie oft mit dort?“

„Eher selten.“

Die Zwei verabschieden sich von Danka. Paul lädt die Zwei zu einem Stück Kuchen mit Kaffee ein. Toni lehnt nicht ab. Ihm tropft der Zahn. Der Chef bäckt selbst. Er scheint ein glückliches Händchen zu haben. Der Kuchen duftet und sieht gut aus.

„Hat Ema auch im Nachbarhotel mit gearbeitet?“

„Nein. Das ist ein komischer Typ. Wir hatten früher reichlich Streit.“

„Wie Streit?“

„Unser Hotel war mal seines und er hat es uns verkauft.“

„Ja und?“

„Es gab immer Streit um Müll. Wir haben uns den gegenseitig über den Zaun geworfen. Auch die Rasen- und Heckenschnitte.“

„Typisch Südtirol“, lacht Monika.

Die Zwei verabschieden sich.

„Wenn noch Fragen sind, kommen wir gern wieder vorbei.“

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