Fortsetzung Der Saisonkoch – Sommersaison

„Willst du morgen mit zu Konrad nach Fondo fahren?“

„Für was?“

„Wir machen eine Ausfahrt zusammen.“

„Wenn das Wetter passt, schon.“

„Wir müssen sieben Uhr aufstehen.“

„Ist gut. Gehen wir schlafen.“

Joana legt schon die Sachen bereit. Ihre Lederkombi, die Stiefel und unsere Getränke.

Am Morgen weckt uns wie immer das Telefon. Unser Telefonmodem können wir auch als Wecker nutzen. Das ist wenigstens laut genug und verfügt über eine gewisse Ausdauer. Der größte Vorteil ist, wir müssen zum Abstellen des Weckers, aufstehen. Früher gab es ziemlich oft Situationen, bei denen wir den Wecker auf dem Nachtisch aus stellten und weiter schliefen. Das geht jetzt nicht mehr. Seit der neuen Weckeinrichtung verschläft in unserem Haushalt, Keiner mehr.

In unserem Bad droht ein leichtes Gedränge. Wir sind es einfach nicht gewohnt, zusammen aufzustehen. Joana erklärt sich bereit, mir das Bad zuerst zur Verfügung zu stellen. Inzwischen setzt sie den Kaffee an. Reichlich. Wir nehmen eine Thermoskanne voll mit. Einem Arbeiterhaushalt ist der Besuch von Gaststätten kaum möglich. Das ist uns zu teuer. Wir trinken zwar unterwegs Kaffee. Aber oft von Automaten oder an Stellen, die bezahlbare Preise verlangen. Ich kenne sämtliche Betriebe auf dem Weg unserer Giros. Sofern der Betreiber der gleiche ist, ändert sich auch selten etwas am Preis.

Wir fahren los. Alles ist bereit. Der Tank ist soweit gefüllt, bis wir an der nächsten Tankstelle mit einem annehmbaren Preis abkommen. Die kenne ich auch landesweit. Die Tankstellen sind bei mir Etappenziele, die ich selbst mit halb leerem Tank anfahre, um nach zu tanken. Zum Glück schickt mich die Arbeit und die Suche danach, durch das gesamte Land. Da wir die Arbeitswege aus eigener Tasche zahlen, sind wir auf freundliche Tankwarte angewiesen, die es mit ihrem Gewinn nicht übertreiben müssen. Die Not wird, so zu sagen, von Oben nach Unten durch gereicht. Auf diese Weise ehrt sich die Bevölkerung mit wenig Einkommen, durch mehr Umsatz. Etwas mehr Arbeit, müssen Arbeiter nicht befürchten.

Joana fährt nicht gern den Gampen hoch. Wir erleben dort zusammen oft ziemlich gefährliche Situationen. Vor allem mit Touristen, welche die Kurven schneiden. Oder in unübersichtlichen Kurven halten. Auch der Lastverkehr als Gegenverkehr ist nicht zu verachten. Zu oft sitzen hinter dem Steuer ortsunkundige Fahrer. Außerdem ist die Straße, stellenweise sehr schlecht gepflegt und übersät mit Schlaglöchern. Dummerweise sind die Schlaglöcher genau an den Stellen, die ein Zweiradfahrer zur korrekten Passage der Kurven benötigt. Joana kennt die Stellen auch. Ich spüre immer einen etwas festeren Griff, wenn wir diese Stellen passieren. Wobei ich das Zweirad in diesen Fällen als Vorteil sehe. Mit dem Auto müsste ich die Schlaglöcher direkt durchfahren. Das Umfahren ist an diesen Stellen nicht möglich.

Auf dem Pass oben angekommen, halten wir erst mal inne. Wir setzen den Helm ab, um etwas frische Luft zu bekommen. Im Tal ist die Luft zu dieser Zeit eher eine Belastung. Vor allem in den Tunnels, die wir passieren müssen. Im Werksverkehr stehen darin die Abgase. Für Zweiradfahrer ist das, das Auschwitz des Arbeitsweges.

Vor uns liegt der Blick in Richtung Brenta. Wir können sehen, wie dort das Wetter ist. Es scheint gut zu werden. Über den hohen Bergen sammeln sich immer die Wolken. Mit der Erwärmung der Täler, steigen die auf. Hinzu kommt, die ersten Sonnenstrahlen treffen natürlich zuerst die Gipfel der Berge. Dabei entsteht eine Zirkulation. Wind. Wird der Wind kräftig genug, treibt es die Wolken weg. Bleibt er zu schwach, bekommen wir Regen. Die Wolken bündeln sich.

Kaum kommen wir an der Katzenburg an, hören wir reges Treiben in den Garagen auf der Rückseite des Hotels. Die Motorradgruppen rüsten sich zur Abfahrt. Die Gruppen scheinen in mehrere Lager zu zerfallen. Die Fahrer der Bayrischen Zweiräder bilden eine Gruppe. Sie scheinen anders zu sein. Die Fahrer der sonstigen Modelle geben ihren Ketten noch etwas Fett und kontrollieren die Bremsen. Einige sportliche Fahrer sind dabei. Junge Leute. Die setzen sich bei Zeiten auch ab und fahren los. Motoristi aus Italien, Österreich, der Schweiz und aus Deutschland sind dabei. Sogar aus der DDR. Die bilden auch eine eigene Gruppe. Mit ihnen spricht kaum einer der anderen Gruppen.

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