Fortsetzung Der Saisonkoch – Sommersaison

In Obereggen angekommen, betrete ich die heiligen Hallen des Foyers. Kein Mensch ist da. Wir haben gerade telefoniert. Da erwarte ich doch einen leichten Empfang. Selbst Ornella ist nicht zu sehen. Ich könnte jetzt die Rezeption ausräumen. Oder das Büro dahinter. Bruno verlässt sich auf sein Videostudio. Mich beobachten immerhin sechs Kameras.

„Bei mir gibt es keinen toten Winkel“, hat er mir früher erzählt.

Ich suche weiter. Im Garten, nichts. Jetzt sehe ich das Schwimmbecken. Nichts. Am Ende des Schwimmbades befindet sich die Sauna und ein Whirlpool. Ich höre leichtes dämliches Quieken. Eher ein lüsternes. Bruno mit seiner tiefen Stimme spricht ein paar beruhigende Worte. Die Saunatür springt auf und die Zwei kommen splitternackt angerannt und springen förmlich in den Whirlpool. Mir rollen die Augen bei dem Anblick des braunen Hinterteils von Ornella. Jetzt kann ich Bruno wirklich verstehen.

„Ah. Du bist es. Ornella bringt dir einen Kaffee.“

Der will mich tatsächlich reizen.

Ornella steigt ruhig aus dem Pool und geht so wie sie ist, recht langsam und aufreizend zur Kaffeemaschine. Dort hat sie einen Bademantel liegen. Den zieht sie sich an. Ehrlich gesagt, hätte sie sich das Teil sparen können. Der Bademantel war fast durchsichtig. Der Bruno weiß schon, was er verschenkt.

„Unsere Küche kennst du ja. Der Koch hat gekündigt.“

„Hat sich irgend Etwas verändert?“

„Wir kochen jetzt auch einen kleinen Mittagstisch.“

„Eine Kleinigkeit oder volle Teller?“

„Eher eine Kleinigkeit. Du kannst mir mal so ein Angebot erstellen.“

„Soll ich dir das per Email schicken?“

„Mach das.“

„Wann geht es los?“

„Kommende Woche.“

„Du hast doch aber schon geöffnet.“

„Das macht noch der alte Koch.“

„Kann ich mal in die Küche schauen?“

„Geh ruhig. Mirko erwartet dich schon.“

Ich gehe in die Küche. Mirko sieht abgearbeitet aus. Nach der Begrüßung gesteht er mir den Grund.

„Ich baue ein Haus.“

„Bist du schon fertig?“

„Ich habe es fast geschafft.“

„Aber dann drücken ja sie Schulden.“

Das beantwortet Mirko nicht. Wahrscheinlich hat die Familie investiert. Ich weiß es nicht.

„Ich kann also jetzt meine anderen Bewerbungen absagen?“

„Ja.“

„Bist du dir sicher?“

„Absolut.“

„Viel Glück. Tschüss.“

Auf der Heimfahrt muss ich noch in Welschnofen vorbei. Dort habe ich einen Termin vereinbart.

Ich stelle mich in Welschnofen vor. Eine schöne Frau im mittleren Alter empfängt mich. Sie macht einen fleißigen Eindruck auf mich. Fachlich ist sie ziemlich kompetent.

„Kann ich eventuell mal die Küche anschauen?“

„Gerne.“

Wir gehen zusammen in die Küche. In dem Betrieb habe ich schon einmal ausgeholfen. Die junge Frau scheint das entweder vergessen zu haben oder sie lässt es sich nicht anmerken.

Die Küche sieht aus wie früher.

„Gebaut habt ihr aber nichts.“

„Das ist momentan zu teuer.“

„Das muss nicht teuer sein. Es benötigt keine Tausend Euro. Es fehlen nur ein paar Zustellgeräte.“

„Was wäre das?“

„Ein oder zwei mobile Bain Maries und ein oder zwei Induktionsplatten.“

„Wir haben aber nur begrenzte Kilowatt zur Verfügung.“

„Da müssen wir eben kochen, wenn Keiner in der Sauna sitzt.“

Wie üblich, möchte man viel bieten. Dabei werden oft die Grundinstallationen samt Kosten unterschlagen. Strom sparen ist jedenfalls keine Gästegewohnheit.

In vielen Hotels wurde dafür ein computergesteuertes Energiemanagment eingesetzt. Mit diesem Programm lassen sich Spitzenzeiten und Energiezuweisungen steuern. Natürlich gewinnt der Gast. Das Essen ist wahrscheinlich zweitrangig. Denkt man. Dabei steht eigentlich Alles in den Bewertungen der jeweiligen Hotels. Das Essen ist dabei oft der Grund für schlechte Bewertungen. Gleich nach den Zimmern.

„Unser Koch möchte gehen. Das hat er uns gesagt.“

„Geht er oder nicht, ist die Frage.“

„Gekündigt hat er noch nicht.“

„Aber ich muss auch ein Geld verdienen. Wer bezahlt mir die Bereitschaft?“

„Bereitschaft?“

„Sonja. Wenn ich keine Arbeit annehme, verdiene ich nichts.“

„Du bekommst doch Arbeitslosengeld.“

„Ich bekomme keinen Cent.“

„Oh. Dann geht es nicht.“

„Gebe mir Bescheid, wenn er kündigt. Dann kann ich vielleicht Etwas tun.“

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